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Diskussion:Fredo Marvelli

Aus Zauber-Pedia
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Fredo Marvelli; Archiv: Wittus Witt


Fredo Marvelli, 4. Mai 1903 – 6. Mai 1971

Der in Oberschlesien geborene Zauberkünstler wurde oft auch als der „Mephisto im Frack” bezeichnet. Er schuf künstlerisch anspruchsvolle 2-Stunden-Programme, in denen er eine Reihe von eigenen Kunststücken zu ausgesuchter klassischer Musik präsentierte. Zu seinen bekanntesten Zauberkunststücken gehören: das Tanzende Seil, der Schwebende Stab und das „Voraussagen“ einer Seite aus mehreren Büchern. 1942 verlegte er das von ➟ Ottokar Fischer geschriebene Buch „Zauberkünste – J. N. Hofzinser”.


Leben

In Schlesien als Sohn eines Oberförsters geboren sollte er nach dem Willen seiner Eltern Theologe werden. Doch weder das Knabenkonvikt noch das Gymnasium konnten ihn begeistern, so dass er schließlich zu einem Zahnarzt in die Lehre geschickt wurde.

In dieser Zeit erlernte er seine ersten Kartenkunststücke und mit 18 gab er an einem bunten Abend seine erste öffentliche Vorstellung, die zu einem Desaster wurde. Trotzdem übte er danach verbissen weiter. 1923 bewarb er sich beim Zirkus Busch in Breslau, mit dem er während sechs Monaten als Japaner Ly Yong umherzog. 1924 beschloss er endgültig, die Zauberkunst zu seinem Beruf zu machen. Da in den Varietés Illusionen gefragt waren, beschaffte sich Marvelli einen Kasten zur Vorführung der zersägten Jungfrau. Als er aus dem Theater geworfen wurde, weil die Vorführung der Illusion misslang, wurde ihm klar, dass er nie ein mit mechanischen Geräten arbeitender Illusionist werden würde.

1925 lernte er den ungarischen Zauberkünstler Carmellini (= Max Malzin *1862/+5.9.1935) kennen. Dieser lehrte ihn, dass nicht Tricks sondern die Vorführung und die Persönlichkeit des Künstlers die wahre Kunst ausmacht und ihn ermutigte, seinen eigenen Weg als Zauberkünstler zu gehen. So begann Marvelli in einem Hotel in Garmisch Vertreter der besseren Gesellschaft zu unterhalten. Der Erfolg seiner mit gefälligen Vorträgen präsentierten Salonmagie war so groß, dass er in den folgenden acht Monaten von vielen anderen Hotels für Auftritte verpflichtet wurde. Danach kehrte er nach Garmisch zurück und studierte seine Kunststücke neu zu Musik ein. Der Erfolg des neuen Programms war überwältigend und Marvelli konnte sich in Garmisch ein Haus kaufen, in dem er ein Laboratorium einrichtete, in dem er neue, auf physikalischen und chemischen Prinzipien beruhende Zaubertricks entwickelte. Nach Reisen durch Italien, wo er nach einigen Anfangsschwierigkeiten ebenfalls große Erfolge feierte, ging er nach Berlin, wo es ihm gelang, einen Konzertsaal für seine Vorstellungen zu mieten. Dies brachte ihm den Durchbruch, der ihm Engagements in Stockholm, Paris, Madrid und Wien verschaffte.

In Wien führte Ottokar Fischer ihn in die Tradition der Hofzinserschen Kunst ein. 1936 unternahm Marvelli eine Reise nach Südamerika. Um 1938 hatte er alles erreicht, wovon er je geträumt hatte: überwältigenden Erfolg, Auslandreisen, Spitzengagen und die Anerkennung seiner Kollegen. Auf den Weltkongressen der Zauberer in Berlin im Jahr 1937 und 1938 in Frankfurt war er zweimaliger Gewinnes des "Magischen Ringes". In seinem Programm befanden sich eine Reihe Originalexperimente von Hofzinser. Sein Fang brennender Zigaretten zeichnete ihn besonders aus, weil er ihn im Tanzschritt vorführte.

1942 wurde ihm die Berufserlaubnis entzogen. Dank einflussreicher Freunde gelang es ihm, sich der Gestapo zu entziehen und zunächst nach Nordafrika, danach nach Athen zu reisen. Nach Berlin zurückgekehrt musste er erneut fliehen. Er hielt sich in Prag auf, wo er bei Kriegsende von den russischen Truppen in ein Gefangenenlager gebracht wurde. Dort gelang es ihm dank seiner Zauberkunststücke, einen Passierschein in die Freiheit zu bekommen.

1945 nach Berlin zurückgekehrt machte sich Marvelli daran, sich eine neue Karriere aufzubauen. Mit einem neuen Programm, in dem er unter anderem sein "lebendes Schlangenseil" vorführte, startete er in deutschen Badeorten seine zweite Karriere, die ihn bald in alle grossen Städte Deutschlands führten. 1950 liess er sich einen komfortablen Wohnwagen bauen. 1952 fuhr er über Barcelona und Valencia zu einem Auftritt zum Sultan von Marrakesch nach Marokko.

Südlich von Valencia entdeckte er Benidorm. Von Marokko zurückgekehrt, begann er sich mit dem Gedanken zu befassen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere abzutreten und sich in Benidorm niederzulassen. Nach einer weiteren erfolgreichen Tournee durch Deutschland zog er sich 1955 von der Bühne zurück und übergab seinen Namen und seine Nummer mit allem was dazugehörte an Olof Becher-Rico, der von da an als Marvelli Jr. auftrat. Seinen Lebensabend verbrachte Fredo Marvelli in Andorra.


Fredo Marvelli galt unter Zauberkünstlern seiner Zeit als Idol. Ihm wurde 1937 der Ring des Magischer Zirkel von Deutschland verliehen.


Literatur

  • Hofzinsers Zauberkünste, Gesammelt von Ottokar Fischer, herausgegeben von Fredo Marvelli, Berlin 1942


Literatur (über Fredo Marvelli)

  • Adrion, Alexander: Fredo Marvelli, in: Die Kunst zu zaubern, Köln 1978, S. 176 f.
  • K-i (?): Fredo Marvelli, in: Magisches Magazin, 4. Jahrgang, August 1954, Nr. 5, S. 97
  • Michalski, Martin: Fredo Marvelli, in: Das große Ravensburger Zauberbuch, Ravensburg 1981, S. 31
  • Oeder, Gustav: Das ist Marvelli, in: Magischer Monatsbrief, Dezember 1951, o.S.
  • Romano, Hardy Lossau: Marvelli, in: Zauberkunst, Nr. 1/2000, S. 11 f.
  • Helmuth Teumer: Marvelli, in: Magie, Nr. 5, 1939, S. 186 f.
  • Wartenberg, Alexander: Marvelli – Zauberer im Frack, Berlin 1956
  • Winkler, Gisela und Dietmar: Fredo Marvelli, in: Das große Hokuspokus, Henschelverlag Berlin 1981, S. 474 f.
  • Tauer, Erich: Heitere Zauberkunst Studio 1 - Ein Weg zur Magie, Berlin o.J., S. 8.
  • Wizardo: Wizardo-Kolumne XXXXIII, in Zauberkunst, Heft 2/1993, S. 65