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Telepathie: Unterschied zwischen den Versionen

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Untersuchungen nach wissenschaftlichen methodischen Standards werden durch Psychologen, überwiegend aber durch Parapsychologen, seit mehr als hundert Jahren durchgeführt. Ein Hauptziel dieser Untersuchungen war von Anfang an ein wissenschaftlicher Nachweis dafür, dass Telepathie existiert. Dieser Nachweis konnte bis heute, zumindest nach Einschätzung der Mehrheit der Wissenschaftler, nicht erbracht werden.  
Untersuchungen nach wissenschaftlichen methodischen Standards werden durch Psychologen, überwiegend aber durch Parapsychologen, seit mehr als hundert Jahren durchgeführt. Ein Hauptziel dieser Untersuchungen war von Anfang an ein wissenschaftlicher Nachweis dafür, dass Telepathie existiert. Dieser Nachweis konnte bis heute, zumindest nach Einschätzung der Mehrheit der Wissenschaftler, nicht erbracht werden.  


Um die statistische Aussagekraft der Resultate zu erhöhen, wurden dabei bald anstelle freier Fragen, die zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten der Antworten zulassen, standardisierte Versuchsprotokolle eingeführt. Zu diesem Zweck wurden zum Beispiel die sogenannten „[[Zenerkarten]]“ entwickelt. Die Bezeichnung stammt von [[Joseph Banks Rhine]], der die Karten nach seinem Kollegen [[Karl Zener]] benannt hat. Auf den Karten sind fünf verschiedene Symbole abgebildet: ein Kreis, ein Kreuz, drei Wellenlinien, ein Quadrat und ein fünfzackiger Stern. Ein gebräuchlicher Satz besteht aus 25 Karten (je fünf Karten von jedem Symbol). Wenn eine Versuchsperson (der „Empfänger“) darauf getestet werden soll, ob sie zum Beispiel die Reihenfolge der Aufdeckung von Karten einer anderen Person (des „Senders“) durch „Psi-Kräfte“ ersehen kann, liegt ihre Ratewahrscheinlichkeit, bei fünf Karten, bei 20 Prozent. Kann sie einen signifikant höheren Anteil richtig angeben, wäre dies ein Hinweis auf Telepathie. Durch die Standardisierung ist es möglich, den Versuch später zu wiederholen (wissenschaftlich Replikation genannt), was für eine wissenschaftliche Anerkennung entscheidend wäre. Diese einfachen Ratetests wurden schon Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts eingeführt und später verfeinert. Der Höhepunkt ihres Einsatzes lag in den 1940er Jahren.<ref name="Allison">Paul D. Allison (1979): ''Experimental Parapsychology as a rejected Science.'' In: Roy Wallis (editor): ''On the margins of science. The social construction of rejected knowledge.'' In: ''Sociological Review Monograph'' No.27. University of Keele, Keele, Staffordshire 1979.</ref> In den 1970er und 1980er Jahren wurden verstärkt die sogenannten Ganzfeld-Versuche populärer.
Um die statistische Aussagekraft der Resultate zu erhöhen, wurden dabei bald anstelle freier Fragen, die zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten der Antworten zulassen, standardisierte Versuchsprotokolle eingeführt. Zu diesem Zweck wurden zum Beispiel die sogenannten „[[Zener-Karten]]“ entwickelt. Die Bezeichnung stammt von [[Joseph Banks Rhine]], der die Karten nach seinem Kollegen [[Karl Zener]] benannt hat. Auf den Karten sind fünf verschiedene Symbole abgebildet: ein Kreis, ein Kreuz, drei Wellenlinien, ein Quadrat und ein fünfzackiger Stern. Ein gebräuchlicher Satz besteht aus 25 Karten (je fünf Karten von jedem Symbol). Wenn eine Versuchsperson (der „Empfänger“) darauf getestet werden soll, ob sie zum Beispiel die Reihenfolge der Aufdeckung von Karten einer anderen Person (des „Senders“) durch „Psi-Kräfte“ ersehen kann, liegt ihre Ratewahrscheinlichkeit, bei fünf Karten, bei 20 Prozent. Kann sie einen signifikant höheren Anteil richtig angeben, wäre dies ein Hinweis auf Telepathie. Durch die Standardisierung ist es möglich, den Versuch später zu wiederholen (wissenschaftlich Replikation genannt), was für eine wissenschaftliche Anerkennung entscheidend wäre. Diese einfachen Ratetests wurden schon Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts eingeführt und später verfeinert. Der Höhepunkt ihres Einsatzes lag in den 1940er Jahren.<ref name="Allison">Paul D. Allison (1979): ''Experimental Parapsychology as a rejected Science.'' In: Roy Wallis (editor): ''On the margins of science. The social construction of rejected knowledge.'' In: ''Sociological Review Monograph'' No.27. University of Keele, Keele, Staffordshire 1979.</ref> In den 1970er und 1980er Jahren wurden verstärkt die sogenannten Ganzfeld-Versuche populärer.


Parapsychologen vertreten den Anspruch, mit diesen Tests und Methoden statistisch signifikante Versuchsergebnisse erzielt zu haben, die auf – kausal unerklärliche – telepathische Fähigkeiten zumindest einiger Versuchspersonen hinweisen, und meinen dies auch durch Metaanalysen absichern zu können. Diesem Anspruch wird von Psychologen und anderen Wissenschaftlern allerdings vehement widersprochen. Dabei wird den Parapsychologen im Allgemeinen guter Wille und methodisch durchaus hochwertiges Versuchsdesign unterstellt (obwohl einige Forscher auch unter Betrugsverdacht gerieten). Die Vertreter der „orthodoxen“ Wissenschaft unterstellen ihnen aber methodische Fehler bei der Durchführung oder der Datenanalyse. Wichtige Fehlerquellen, die die wissenschaftliche Psychologie oft in gleicher Weise betreffen<ref>Joseph P. Simmons, Leif D. Nelson, Uri Simonsohn (2011): ''False-Positive Psychology: Undisclosed Flexibility in Data Collection and Analysis Allows Presenting Anything as Significant.'' In: ''Psychological Science'' vol.22 no.11: 1359–1366. (open access)</ref> und dort möglicherweise ein ebenso großes Problem darstellen,<ref>Leslie K. John, George Loewenstein Drazen Prelec (2012): ''Measuring the Prevalence of Questionable Research Practices With Incentives for Truth Telling.'' In: ''Psychological Science'' vol.23 no.5: 524–532. </ref> sind zum Beispiel: Durchführung des Versuchs, bis das erwünschte Ergebnis signifikant ist, und sofort danach Abbruch (ehe der möglicherweise nur zufällige Effekt wieder verschwinden kann), Durchführung zahlreicher Tests, von denen nur die mit erwünschtem, oder mit signifikantem, Ergebnis publiziert werden, Messung zahlreicher Variablen und ihrer Kombination, wobei die ohne erwünschtes Ergebnis verschwiegen werden. Außerdem werden sehr oft Untersuchungen mit sehr geringen Datenmengen (wenigen Versuchspersonen und Durchgängen) veröffentlicht, die eine sinnvolle Beantwortung der Frage (aufgrund zu geringer Power) gar nicht zulassen. Oft zeigt sich dadurch in einzelnen Studien zunächst ein scheinbar sehr großer, für sich betrachtet signifikanter Effekt, der aber bei den Replikationen scheinbar immer kleiner wird und letztlich verschwindet.<ref>vgl. etwa für die Ganzfeld-Versuche Julie Milton & Richard Wiseman (1999): ''Does Psi Exist? Lack of Replication of an Anomalous Process of Information Transfer.'' In: ''Psychological Bulletin'' Vol.125, No.4: 387-391.</ref><ref>Jeff Galak, Robyn A. LeBoeuf, Leif D. Nelson, Joseph P. Simmons (2012): ''Correcting the Past: Failures to Replicate Psi.'' In: ''Journal of Personality and Social Psychology'' Vol.103, No.6: 933–948.</ref>
Parapsychologen vertreten den Anspruch, mit diesen Tests und Methoden statistisch signifikante Versuchsergebnisse erzielt zu haben, die auf – kausal unerklärliche – telepathische Fähigkeiten zumindest einiger Versuchspersonen hinweisen, und meinen dies auch durch Metaanalysen absichern zu können. Diesem Anspruch wird von Psychologen und anderen Wissenschaftlern allerdings vehement widersprochen. Dabei wird den Parapsychologen im Allgemeinen guter Wille und methodisch durchaus hochwertiges Versuchsdesign unterstellt (obwohl einige Forscher auch unter Betrugsverdacht gerieten). Die Vertreter der „orthodoxen“ Wissenschaft unterstellen ihnen aber methodische Fehler bei der Durchführung oder der Datenanalyse. Wichtige Fehlerquellen, die die wissenschaftliche Psychologie oft in gleicher Weise betreffen<ref>Joseph P. Simmons, Leif D. Nelson, Uri Simonsohn (2011): ''False-Positive Psychology: Undisclosed Flexibility in Data Collection and Analysis Allows Presenting Anything as Significant.'' In: ''Psychological Science'' vol.22 no.11: 1359–1366. (open access)</ref> und dort möglicherweise ein ebenso großes Problem darstellen,<ref>Leslie K. John, George Loewenstein Drazen Prelec (2012): ''Measuring the Prevalence of Questionable Research Practices With Incentives for Truth Telling.'' In: ''Psychological Science'' vol.23 no.5: 524–532. </ref> sind zum Beispiel: Durchführung des Versuchs, bis das erwünschte Ergebnis signifikant ist, und sofort danach Abbruch (ehe der möglicherweise nur zufällige Effekt wieder verschwinden kann), Durchführung zahlreicher Tests, von denen nur die mit erwünschtem, oder mit signifikantem, Ergebnis publiziert werden, Messung zahlreicher Variablen und ihrer Kombination, wobei die ohne erwünschtes Ergebnis verschwiegen werden. Außerdem werden sehr oft Untersuchungen mit sehr geringen Datenmengen (wenigen Versuchspersonen und Durchgängen) veröffentlicht, die eine sinnvolle Beantwortung der Frage (aufgrund zu geringer Power) gar nicht zulassen. Oft zeigt sich dadurch in einzelnen Studien zunächst ein scheinbar sehr großer, für sich betrachtet signifikanter Effekt, der aber bei den Replikationen scheinbar immer kleiner wird und letztlich verschwindet.<ref>vgl. etwa für die Ganzfeld-Versuche Julie Milton & Richard Wiseman (1999): ''Does Psi Exist? Lack of Replication of an Anomalous Process of Information Transfer.'' In: ''Psychological Bulletin'' Vol.125, No.4: 387-391.</ref><ref>Jeff Galak, Robyn A. LeBoeuf, Leif D. Nelson, Joseph P. Simmons (2012): ''Correcting the Past: Failures to Replicate Psi.'' In: ''Journal of Personality and Social Psychology'' Vol.103, No.6: 933–948.</ref>
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* [[Otto Prokop]], Fritz Christian Hoffmann, Siegfried Schirmer: ''Sind Telepathie und Hellsehen naturwissenschaftlich anerkannte Phänomene?'' In: ''Medizinischer Okkultismus. Paramedizin.'' 2. Auflage. Fischer, Stuttgart 1964 (Erstpublikation in: ''Zeitschrift für ärztliche Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen.'' 52, 1958, S.&nbsp;909).
* [[Otto Prokop]], Fritz Christian Hoffmann, Siegfried Schirmer: ''Sind Telepathie und Hellsehen naturwissenschaftlich anerkannte Phänomene?'' In: ''Medizinischer Okkultismus. Paramedizin.'' 2. Auflage. Fischer, Stuttgart 1964 (Erstpublikation in: ''Zeitschrift für ärztliche Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen.'' 52, 1958, S.&nbsp;909).
* Thorsten Havener: ''Ich weiss, was du denkst]]. Das Geheimnis, Gedanken zu lesen.'' Rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-499-62520-6.
* [[Thorsten Havener]]: ''Ich weiss, was du denkst. Das Geheimnis, Gedanken zu lesen.'' Rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-499-62520-6.
* Banachek u. a.: ''Psychophysiological Thought Reading.'' Magic Inspirations, Houston 2002, ISBN 0-9706438-1-0.
* Banachek u. a.: ''Psychophysiological Thought Reading.'' Magic Inspirations, Houston 2002, ISBN 0-9706438-1-0.


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{{Wikipedia|Telepathie|Telepathie|de}}
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[[Kategorie:Worterklärungen]]
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