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Magic Magicam (MS1327)

Aus Zauber-Pedia
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Magic Magicam

Magic Magicam
Firma DJECO, Paris, Frankreich, 2011, 31,4 x 29,2 x 5,4 cm.

Beschreibung/Interpretation

Der DJECO-Zauberkasten ist ein besonders bemerkenswertes Beispiel innerhalb der modernen Zauberkästen. Inmitten einer Zeit, in der viele zeitgenössische Kästen durch grelle Farbigkeit, Produktfotos und werbliche Versprechen („120 Tricks!“) geprägt sind, tritt dieser Kasten als bewusster ästhetischer Gegenentwurf hervor. Seine Gestaltung greift nicht die Sprache des Konsumzeitalters auf, sondern nähert sich erneut dem Bildmythos des Zauberers an – jedoch in zeitgenössisch abstrahierter Form.

Der Deckel zeigt eine zentral platzierte Figur im langen roten Gewand und spitzem Hut, umgeben von einem goldenen Kreis. Um den Zauberer schweben Karten, Ringe, Bälle und Requisiten – nicht als naturalistische Darstellung einer Vorführung, sondern als ikonische Symbole seiner Kunst. Diese Komposition erinnert an Darstellungen des Renaissance-Magus, bei denen der Kreis als Schutzraum, als kosmisches Ordnungsprinzip oder als Zeichen besonderer Erkenntnis gilt. Die ausgebreiteten Arme der Figur erzeugen eine Wirkung zwischen Offenbarungsgestus und ritueller Haltung, was ihre Nähe zur esoterischen Bildsprache noch verstärkt.

In der Farbigkeit dominiert ein reduziertes, gedecktes Spektrum: Schwarz, Ocker, Rot und Türkis. Das Schwarz des Hintergrunds lässt die Figur aus einer amorphen Dunkelheit hervorleuchten, ähnlich wie bei den symbolistischen Plakaten um 1900. Anders als moderne Kästen, die ihr Zubehör mit grellen Fotografien präsentieren, verzichtet DJECO vollständig auf werbliche Sprache, Typografie oder Produktaufzählungen. Die Gestaltung wirkt fast wie ein Kunstplakat, das nicht erklären, sondern suggerieren möchte.

Im Inneren setzt sich diese Bildwelt fort: Die Requisiten sind mit Schlangen-, Runen- und Tarot-Anklängen gestaltet, was die Verbindung zu mythischen und okkulten Symbolsystemen weiter stärkt. Statt sachlich-technischer Requisiten erscheint hier ein Spielraum, der bewusst eine mystische Atmosphäre schafft. Der Kasten richtet sich weniger darauf aus, „möglichst viele Tricks“ zu versprechen, sondern viel stärker darauf, ein Gefühl des rätselhaften Staunens zu erzeugen.

Kunsthistorisch nimmt dieser Zauberkasten damit eine Brückenposition ein. Er steht einerseits im Dialog mit den allegorischen und ornamentreichen Darstellungen des 19. Jahrhunderts (wie bei Escamotage.tif oder Mysto.tif), andererseits ist er durch seine grafische Reduktion und ästhetische Klarheit in der Gegenwart verankert. Während viele moderne Kästen das Zaubern in den Sog des Konsumhaften ziehen, kehrt DJECO bewusst zum Symbolischen, Ritualhaften und Atmosphärischen zurück.

Mit Berater war u. a. der spanische Zauberkünster Xavier Tapias