Madam Zomah
Madam Zomah († März 1963) war eine britische Mentalistin und Bühnenkünstlerin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Alfred James Giddings (1872–1948) bildete sie das international bekannte Gedankenleser-Duo The Zomahs. Ihre telepathische Bühnenshow The Unsolved Mystery galt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als eine der eindrucksvollsten und geheimnisvollsten Vorstellungen der Mentalzauberkunst.
Leben und Wirken
Madam Zomah trat zunächst gemeinsam mit ihrem Mann Alfred James Giddings unter dem Namen The Marriotts auf. Im Jahr 1910 änderten sie ihren Künstlernamen in The Zomahs. Der Name „Zomah“ entstand, wie Madam Zomah dem Zauberkünstler und Historiker Peter Warlock erzählte, spontan, nachdem sie in der U-Bahn eine Werbung für das Heilsalbenprodukt „Zambuk“ gesehen hatte.
Das Ehepaar entwickelte eine aufwendig inszenierte Bühnenshow mit ägyptischem Dekor, in deren Zentrum Madam Zomah – auf einem hohen Thron sitzend und verbundenen Auges – Gegenstände beschrieb, die ihr Ehemann dem Publikum präsentierte. Die Besonderheit des Acts bestand darin, dass Alfred Giddings während der gesamten Vorstellung kein einziges Wort sprach. Dennoch war Madam Zomah in der Lage, detailgenau Farbe, Material, Zahlen, Mengen und sogar intime Inhalte von ihr unsichtbar präsentierten Objekten zu benennen – oft mit verblüffender Geschwindigkeit.
Ein Artikel aus dem britischen Fachmagazin The Wizard von 1955 beschreibt die Wirkung des Acts wie folgt:
„Ganz gleich, wo sich Mr. Zomah in einem riesigen Auditorium befand – im Parkett, auf dem Balkon oder in der Galerie – Madam Zomah übermittelte Beschreibungen der Gegenstände mit geradezu wundersamer Präzision und Geschwindigkeit.“
Zum Abschluss ihrer Darbietung spielte Madam Zomah – weiterhin blind – mit zwei Zuschauerinnen oder Zuschauern eine Runde „Nap“, ein Kartenspiel. Die Karten wurden zuvor von den Mitspielenden selbst gemischt, ausgeteilt und geschnitten.
Vermutlich war Zomahs Schwester Ethelbertine in die Vorstellung einbezogen. Es wird vermutet, dass sie sich während der Show hinter dem Thron versteckte und durch ein Fernglas Beobachtungen an Madam Zomah weitergab. Ethelbertine trat gelegentlich auch selbst als Zauberkünstlerin auf.
Karrierehöhepunkte
Die Zomahs traten auf großen Bühnen Großbritanniens auf, darunter dem Londoner Coliseum, dem Alhambra Theatre und St. George’s Hall (Maskelyne & Devant). Sie bereisten zudem die USA, Indien, Australien und Kanada. Sie zählten zu den weltweit bekanntesten Mentalisten ihrer Zeit. Auch ein Auftritt vor König George V. und Königin Mary ist dokumentiert – ein persönliches Schreiben des Hofes, das ihre Darbietung lobte, wurde zu Werbezwecken veröffentlicht.
Der britische Bühnenmagier und Zauberhistoriker Stanley Collins schrieb, ein Großteil des Erfolgs sei Madam Zomah zuzuschreiben. In der Biografie The Life and Times of Stanley Collins wird er mit den Worten zitiert: „Zomah war vielleicht ein wenig zu bescheiden und zurückhaltend, um als großer Showman zu gelten – aber in Madam Zomah hatte er eine Partnerin von außergewöhnlichem Charme und Ausstrahlung.“
Die Zomahs verteidigten ihr Geheimnis konsequent. Ein spektakulärer Test der Londoner Tageszeitung Daily Mirror untermauerte ihre Fähigkeiten: Madam Zomah konnte aus einer Entfernung von über einer Meile (zwischen Alhambra Theatre und Redaktionsgebäude) exakt beschreiben, welche Gegenstände Mr. Zomah übermittelt bekam. Auch der bekannte Forscher Harry Price testete das Paar und erwähnte es in seinem Werk Search for Truth. Engagement gegen Enthüllungen
Im Jahr 1934 gründeten die Zomahs in London den Institute of Magicians, nachdem J. C. Cannell Details ihres Acts öffentlich gemacht hatte. Ziel des Instituts war es, „die Gefahr der Enttarnung“ in der Zauberkunst zu bekämpfen. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1948 übernahm Madam Zomah die Präsidentschaft des Instituts.
In einem Interview mit dem Zaubermagazin Abracadabra sagte sie:
„Jedes Ehepaar, das viele Jahre harmonisch zusammenlebt, kann bis zu einem gewissen Grad die Gedanken des anderen lesen – und tut es auch jeden Tag.“
Quellen
- Michael Claxton: Women in Magic, in: Linking Ring, 88. Jahrgang, Heft 6, Juni 2008, Seite 72 ff.
- The Wizard, 8. Jahrgang, Heft 90, Oktober 1955, Titelstory