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Jacob Meyer: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Dieser Artikel|behandelt den US-amerikanischen Zauberkünstler Jacob Meyer, zu anderen Namensträgern siehe [[Meyer]].}}
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|[[Datei:wikipedia-logo.png|40px]]  Dieser Artikel basiert auf dem Eintrag von [https://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Philadelphia Jacob Philadelphia] in der freien Enzyklopädie [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia] und steht unter der Doppellizenz [http://www.gnu.org/licenses/fdl-1.3.txt GNU-Lizenz für freie Dokumentation] und [http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported] ([http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de Kurzfassung (de)]). In der Wikipedia ist eine [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jacob_Philadelphia&action=history Liste der Autoren] verfügbar.
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Philadelphia soll vor seiner Abreise nach England Anfang der 1750er Jahre ein Schüler des in Germantown, Pennsylvania, ansässigen Arztes und Rosenkreuzers Christopher Witt (1675–1765) gewesen sein.<ref>Julius Friedrich Sachse: ''Jacob Philadelphia, Mystic and Physicist''. In: Publications of the American Jewish Historical Society, XVI (1908), S. 80 ff.</ref><ref>Julius F. Sachse: ''The German Sectarians of Pennsylvania, 1708–1742''. 2 Bände, Philadelphia 1899-1900.</ref><ref>Helen Hirsch: ''Philadelphus Philadelphia, Scientist and Magician''. In: The American-German review, XXIV (1957), S. 34–36.</ref>
Philadelphia soll vor seiner Abreise nach England Anfang der 1750er Jahre ein Schüler des in Germantown, Pennsylvania, ansässigen Arztes und Rosenkreuzers Christopher Witt (1675–1765) gewesen sein.<ref>Julius Friedrich Sachse: ''Jacob Philadelphia, Mystic and Physicist''. In: Publications of the American Jewish Historical Society, XVI (1908), S. 80 ff.</ref><ref>Julius F. Sachse: ''The German Sectarians of Pennsylvania, 1708–1742''. 2 Bände, Philadelphia 1899-1900.</ref><ref>Helen Hirsch: ''Philadelphus Philadelphia, Scientist and Magician''. In: The American-German review, XXIV (1957), S. 34–36.</ref>


In Europa entwickelte Philadelphia seit 1757 aus Vorträgen über Mathematik, Mechanik und Metaphysik eine magische Show. Sein Auftreten wurde unter anderem von Christian Friedrich Daniel Schubart, Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe notiert. Philadelphia hielt sich zunächst beim Herzog von Cumberland in England auf<ref name="Heymann360"/>, danach in Portugal, 1771 war er in Sankt Petersburg bei Katharina II., danach beim Sultan Mustafa III. in Konstantinopel, 1773 am kaiserlichen Hof in Wien, danach bei Friedrich II. in Berlin, laut Schubarts ''Deutscher Chronik'' waren er und der Seeheld Alexei Grigorjewitsch Orlow 1775 in Sachsen. Philadelphia habe für den Besuch seiner Vorstellungen exorbitant hohe Eintrittspreise verlangt, habe allerdings bei den angekündigten Effekten auch nicht übertrieben. <ref name="Oettermann314">Stephan Oettermann [SO], Erläuterung zum Avertissement, Ausstellungsstück #660, in: ''Georg Christoph Lichtenberg, 1742–1799, Wagnis der Aufklärung.'' Ausstellungskatalog, Darmstadt 1992 [http://d-nb.info/994737823 DNB] , S. 314f</ref>
In Europa entwickelte Philadelphia seit 1757 aus Vorträgen über Mathematik, Mechanik und Metaphysik eine magische Show. Sein Auftreten wurde unter anderem von Christian Friedrich Daniel Schubart, Friedrich Schiller und [[Johann Wolfgang von Goethe]] notiert. Philadelphia hielt sich zunächst beim Herzog von Cumberland in England auf<ref name="Heymann360"/>, danach in Portugal, 1771 war er in Sankt Petersburg bei Katharina II., danach beim Sultan Mustafa III. in Konstantinopel, 1773 am kaiserlichen Hof in Wien, danach bei Friedrich II. in Berlin, laut Schubarts ''Deutscher Chronik'' waren er und der Seeheld Alexei Grigorjewitsch Orlow 1775 in Sachsen. Philadelphia habe für den Besuch seiner Vorstellungen exorbitant hohe Eintrittspreise verlangt, habe allerdings bei den angekündigten Effekten auch nicht übertrieben. <ref name="Oettermann314">Stephan Oettermann [SO], Erläuterung zum Avertissement, Ausstellungsstück #660, in: ''Georg Christoph Lichtenberg, 1742–1799, Wagnis der Aufklärung.'' Ausstellungskatalog, Darmstadt 1992 [http://d-nb.info/994737823 DNB] , S. 314f</ref>


== Lichtenbergs Avertissement ==
== Lichtenbergs Avertissement ==
Am 7. Januar 1777 ließ Georg Christoph Lichtenberg während eines Gastspiels des Zauberkünstlers in Göttingen ein „Avertissement“ (Plakat) drucken, auf dem für Philadelphias Programm in maßlos satirischer Übertreibung geworben wurde.<ref>Wolfgang Promies (Hrsg.), Georg Christoph Lichtenberg: ''Schriften und Briefe.'' Hanser, München 1974, S.&nbsp;253&nbsp;ff., und ''Schriften und Briefe: Kommentar zu Band III.'' Hanser, München 1974, S.&nbsp;101–107.</ref> Unter den sieben „einfachen“ Alltags-Kunststückchen wurde als erstes angekündigt, Philadelphia werde blitzschnell den Wetterhahn der St.-Jacobi-Kirche (Göttingen) mit der Fahne auf der St.-Johannis-Kirche (Göttingen) vertauschen, und wieder zurück: ''Nota bene. Alles ohne Magnet durch bloße Geschwindigkeit.'' Der so bloßgestellte Philadelphia verließ Göttingen, ohne eine Vorstellung gegeben zu haben. Möglicherweise hat Lichtenberg seinen „geistreichelnden Hieb“ auch ein bisschen bereut, da Philadelphias marktschreierische Vermarktung physikalischer und chemischer Erscheinungen dem eigenen Bestreben, ein Interesse an naturwissenschaftlicher (und gesellschaftlicher) Aufklärung zu wecken, nicht völlig zuwiderlief. Lichtenberg hat sich zu seiner nach eigenen Worten „ruchlosen Satire“ auch nicht öffentlich bekannt, wurde aber vom Kollegen Abraham Gotthelf Kästner wegen Doppelzüngigkeit gerügt<ref name="Oettermann314"/> :
Am 7. Januar 1777 ließ Georg Christoph Lichtenberg während eines Gastspiels des Zauberkünstlers in Göttingen ein „Avertissement“ (Plakat) drucken, auf dem für Philadelphias Programm in maßlos satirischer Übertreibung geworben wurde.<ref>Wolfgang Promies (Hrsg.), Georg Christoph Lichtenberg: ''Schriften und Briefe.'' Hanser, München 1974, S.&nbsp;253&nbsp;ff., und ''Schriften und Briefe: Kommentar zu Band III.'' Hanser, München 1974, S.&nbsp;101–107.</ref> Unter den sieben „einfachen“ Alltags-Kunststückchen wurde als erstes angekündigt, Philadelphia werde blitzschnell den Wetterhahn der St.-Jacobi-Kirche (Göttingen) mit der Fahne auf der St.-Johannis-Kirche (Göttingen) vertauschen, und wieder zurück: ''Nota bene. Alles ohne Magnet durch bloße Geschwindigkeit.'' Der so bloßgestellte Philadelphia verließ Göttingen, ohne eine Vorstellung gegeben zu haben. Möglicherweise hat Lichtenberg seinen „geistreichelnden Hieb“ auch ein bisschen bereut, da Philadelphias marktschreierische Vermarktung physikalischer und chemischer Erscheinungen dem eigenen Bestreben, ein Interesse an naturwissenschaftlicher (und gesellschaftlicher) Aufklärung zu wecken, nicht völlig zuwiderlief. Lichtenberg hat sich zu seiner nach eigenen Worten „ruchlosen Satire“ auch nicht öffentlich bekannt, wurde aber vom Kollegen Abraham Gotthelf Kästner wegen Doppelzüngigkeit gerügt<ref name="Oettermann314"/> : ''Jack Philadelphens Spiel / verscheuchtest Georg-August-Universität Göttingen du? / Und sahst doch vierzig Jahr den / Spielen Samuel Christian Hollmanns zu ?''
:''Jack Philadelphens Spiel / verscheuchtest Georg-August-Universität Göttingen|Augusta du? / Und sahst doch vierzig Jahr den / Spielen Samuel Christian Hollmann|Hollmanns zu ?''
Am 17. Februar 1777 stürzte ein Turm der Nicolai-Kirche in Göttingen ein, was Lichtenberg nachdenklich machte.
Am 17. Februar 1777 stürzte ein Turm der Nicolai-Kirche in Göttingen ein, was Lichtenberg nachdenklich machte.


Goethe vermerkte für den 22. und 23. April 1777 den Aufenthalt Philadelphias in Weimar. In einem Schreiben vom 27. Mai 1783 – dem einzigen überlieferten Manuskript|handschriftlichen Zeugnis – bot Philadelphia dem König von Preußen die Gründung einer Seehandelsgesellschaft zwischen Preußen und den USA an, dessen Empfang der Minister Friedrich Wilhelm von der Schulenburg-Kehnert diplomatisch hinhaltend quittierte.<ref name="Heymann360"/> Zuletzt hatte er sich beim in Schulpforta tätigen Mathematiklehrer Johann Gottlieb Schmidt aufgehalten, der sich danach rühmte, ein paar der Kunststücke durchschaut zu haben, danach gibt es keine Aufzeichnungen von Zeitgenossen mehr, und die Biografie geht in Ammenmärchen|Volkslegenden auf, in denen es sich für einen Geisterbeschwörung|Schwarzkünstler und Zauberer|Erzmagier gehört, einen spektakulären Abgang von der Bühne zu inszenieren.<ref name="Heymann360"/>
Goethe vermerkte für den 22. und 23. April 1777 den Aufenthalt Philadelphias in Weimar. In einem Schreiben vom 27. Mai 1783 – dem einzigen überlieferten Manuskript|handschriftlichen Zeugnis – bot Philadelphia dem König von Preußen die Gründung einer Seehandelsgesellschaft zwischen Preußen und den USA an, dessen Empfang der Minister Friedrich Wilhelm von der Schulenburg-Kehnert diplomatisch hinhaltend quittierte.<ref name="Heymann360"/> Zuletzt hatte er sich beim in Schulpforta tätigen Mathematiklehrer Johann Gottlieb Schmidt aufgehalten, der sich danach rühmte, ein paar der Kunststücke durchschaut zu haben, danach gibt es keine Aufzeichnungen von Zeitgenossen mehr, und die Biografie geht in Volkslegenden auf, in denen es sich für einen Schwarzkünstler und Erzmagier gehört, einen spektakulären Abgang von der Bühne zu inszenieren.<ref name="Heymann360"/>


== „Terra incognita: Ein Nachwort“ ==
== „Terra incognita: Ein Nachwort“ ==
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Postum erschienen sind:
Postum erschienen sind:
* Theodor Ferdinand Kajetan Arnold; Jacob Philadelphia; [[Pinetti|Giuseppe Pinetti]]: ''Pinetti, Philadelphia und Enslin oder die enthüllten Zauberkräfte : eine Sammlung auserlesener, leicht auszuführender magischer- chemischer- und Karten-Kunststücke, nebst den interessantesten Herz- und Pfänderspielen zur Belustigung und Unterhaltung für frohe Gesellschaften.'' Hamburg, 1808.
* Theodor Ferdinand Kajetan Arnold; Jacob Philadelphia; [[Pinetti|Giuseppe Pinetti]]: ''Pinetti, Philadelphia und Enslin oder die enthüllten Zauberkräfte : eine Sammlung auserlesener, leicht auszuführender magischer- chemischer- und Karten-Kunststücke, nebst den interessantesten Herz- und Pfänderspielen zur Belustigung und Unterhaltung für frohe Gesellschaften.'' Hamburg, 1808.
* Jacob Philadelphia; Carl von Eckartshausen; Giuseppe Pinetti; Johann Heinrich Moritz von Poppe; Johann Christian Wiegleb : ''Neuer Wunder-Schauplatz der Künste und interessanten Erscheinungen im Gebiete der Magie, Alchimie, Chemie, Physik, Geheimnisse und Kräfte der Natur, Magnetismus, Sympathie und verwandte Wissenschaften / Nach den Aufschlüssen der bekanntesten Forscher ... volksfaßlich bearbeitet von Johann Heinrich Moritz von Poppe ..., Theil 5 '', Stuttgart : Scheible, 1839.
* Jacob Philadelphia; [[Karl von Eckartshausen]]; Giuseppe Pinetti; Johann Heinrich Moritz von Poppe; Johann Christian Wiegleb : ''Neuer Wunder-Schauplatz der Künste und interessanten Erscheinungen im Gebiete der Magie, Alchimie, Chemie, Physik, Geheimnisse und Kräfte der Natur, Magnetismus, Sympathie und verwandte Wissenschaften / Nach den Aufschlüssen der bekanntesten Forscher ... volksfaßlich bearbeitet von Johann Heinrich Moritz von Poppe ..., Theil 5 '', Stuttgart : Scheible, 1839.
*''Verschiedene seltsame und approbirte Kunst-stücke aus den hinterl. Papieren des berühmten Amerikaners Jacob Philadelphia'', 1830 [http://swb.bsz-bw.de/DB=2.1/SET=2/TTL=151/REL?PPN=03102422X&RELTYPE=NT&MPSORT=A&MATQ=9001%05B,C,E,H,O,S,V,W%05%06&INDEXSET=1&ADI_BIB=&NOABS=Y SWB]
*''Verschiedene seltsame und approbirte Kunst-stücke aus den hinterl. Papieren des berühmten Amerikaners Jacob Philadelphia'', 1830 [http://swb.bsz-bw.de/DB=2.1/SET=2/TTL=151/REL?PPN=03102422X&RELTYPE=NT&MPSORT=A&MATQ=9001%05B,C,E,H,O,S,V,W%05%06&INDEXSET=1&ADI_BIB=&NOABS=Y SWB]
* Karl Ferdinand Leischner, ''Die natürliche Zauberkunst aller Zeiten und Nationen ... Kunststücke aus der Physik, Chemie, Optik, Mechanik ... nach Philadelphia, Bosco, Petorelli und Anderen'', Weimar Voigt 1861
* Karl Ferdinand Leischner, ''Die natürliche Zauberkunst aller Zeiten und Nationen ... Kunststücke aus der Physik, Chemie, Optik, Mechanik ... nach Philadelphia, Bosco, Petorelli und Anderen'', Weimar Voigt 1861
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* [http://www.geniimagazine.com/magicpedia/Philadelphia Philadelphus Philadelphia]
* [http://www.geniimagazine.com/magicpedia/Philadelphia Philadelphus Philadelphia]


== Einzelnachweise ==
{{Nachweise}}
<references />
 
{{Wikipedia|Jacob Philadelphia|Jacob Philadelphia|de}}




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