Über 21 Millionen Aufrufe seit März 2014!

Sie vermissen eine spezielle Biografie oder einen Artikel zu einem besonderen Thema? Dann helfen Sie bitte und schicken Sie uns eine E-Mail.

Fredo Marvelli: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
2.229 Bytes hinzugefügt ,  3. Juni 2019
keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
(12 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 3: Zeile 3:
[[Bild:FredoMarvelli.jpg|thumb|150px|Fredo Marvelli; Archiv: Wittus Witt]]
[[Bild:FredoMarvelli.jpg|thumb|150px|Fredo Marvelli; Archiv: Wittus Witt]]
[[Bild:PostkarteCASA.jpg|thumb|150px|Fredo Marvellis Hotel in Benidorm]]
[[Bild:PostkarteCASA.jpg|thumb|150px|Fredo Marvellis Hotel in Benidorm]]
'''Fredo Marvelli''' (*[[4. Mai]] [[1903]] in Prudnik, Polen, als ''Friedrich Jäckel''; † [[6. Mai]] [[1971]] in Andorra) war ein deutscher Zauberkünstler.
'''Fredo Marvelli''' (* [[4. Mai]] [[1903]] in Prudnik, Polen, als ''Friedrich Jäckel''; † [[6. Mai]] [[1971]] in Andorra) war ein deutscher Zauberkünstler, Autor, Erfinder und Verleger.


== Leben ==
== Leben ==
Zeile 22: Zeile 22:
Während der Darbietung plauderte er mit den Besuchern, und er hielt sie nur mit seinen Händen, fast ohne Apparate, für zwei Stunden in seinem Bann. Von seinen vielen Kunststücken sind besonders hervorzuheben: sein Fang brennender Zigaretten, den er im Tanzschritt vorführte, sein schwebender Stab, den man als Vermächtnis Hofzinsers bezeichnen kann, und vor allem sein, in langjähriger Arbeit entstandenes, lebendes Seil. Es lag erst unscheinbar auf einem Tisch, um dann unter UV-Licht zum Leben zu erwachen, unter Rucken und Zucken richtete es sich steil auf, um zum Schluss wieder zusammenzufallen. Dabei war es nichts weiter als ein dickes Seil, das die Zuschauer untersuchen konnten.
Während der Darbietung plauderte er mit den Besuchern, und er hielt sie nur mit seinen Händen, fast ohne Apparate, für zwei Stunden in seinem Bann. Von seinen vielen Kunststücken sind besonders hervorzuheben: sein Fang brennender Zigaretten, den er im Tanzschritt vorführte, sein schwebender Stab, den man als Vermächtnis Hofzinsers bezeichnen kann, und vor allem sein, in langjähriger Arbeit entstandenes, lebendes Seil. Es lag erst unscheinbar auf einem Tisch, um dann unter UV-Licht zum Leben zu erwachen, unter Rucken und Zucken richtete es sich steil auf, um zum Schluss wieder zusammenzufallen. Dabei war es nichts weiter als ein dickes Seil, das die Zuschauer untersuchen konnten.


Während des Krieges fotografierte Marveill in Afrika für Marschall Rommel. Auf die Frage der spanischen Zeitung „ABC“ im Jahre 1957, ob er als Spion tätig gewesen sei, antwortete Marvelli: „Ich musste alles machen. Es ist auch eine Art zu kämpfen. Mit dieser Kleidung und entsprechend getarnt ging ich von unseren Positionen zu denen der Feinde, um dort sensible militärischen Missionen auszuführen.“  
== Marvelli in der NS-Zeit ==
1943 gab Marvelli im Hotel George V in Paris ein Vorstellung für Erwin Rommel.  Als Dank dafür erhielt er einen kostbaren Silberteller mit persönlicher Widmung Rommels.
[[Datei:AusschlussMarvelli.jpg|miniatur|150px|Magie, November/Dezember 1942]]
Im September 1942 wurd Marvelli vom Magischen Zirkel von Deutschland durch den Präsidenten [[Kalanag|Helmut Schreiber]] ausgeschlossen. Schreiber begründete diesen Auschluss mit dem unkollegialen Verhalten Marvellis, der [[Alois Kassner]] beleidigt haben sollte. Der wirkliche Grund mag jedoch in der Tatsache zu suchen sein, mit der Marvelli sich über die Leitung des Vereins durch Schreiber kritisch geäußert und dies in einem Brief an Kassner gegenüber geäußert hatte. Kassner wiederum hatte diesen Brief an Schreiber weitergeleitet und dieser zeigte den Brief des ihm nahestenden [https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Goebbels Joseph Goebbels]. Dieser setzte darauf hin Marvelli auf eine Liste Namen von Persönlichkeiten, die am 16. Oktober 1942 auf einer Pressekonferenz verteilt wurde. Weder Fotos noch Namen der auf dieser Liste stehenden Personen durften fortan publiziert werden. Außer Marvellis Namen konnte man unter anderen auch den Namen der damals bekannten Sängerin Lale Anderson finden. Damit war jedoch die Werbemöglichkeit für Veranstaltungen mit Marvelli wesentlich eingeschränkt. Dies führte dazu, dass Marvelli das Land verließ und sich auf Vorstellungen von deutschen Truppen im Ausland konzentrierte, da er sich hier vor einer Gestapo-Überwachung sicher fühlen konnte.<ref>Ausschluss Marvelli, in: Magie, Heft 11–12, 25. Jahrgang, November/Dezember 1942, Seite 330</ref><ref>[[Richard Hatch]] in: [[Magische Welt]], 48. Jahrgang, Heft 1, Seit 51</ref> So war er unter anderm auch in Nordafrika, wo er für den Marschall Rommel Fotos anfergtigte. Auf die Frage der spanischen Zeitung „ABC“ im Jahre 1957, ob er als Spion tätig gewesen sei, antwortete Marvelli: „Ich musste alles machen. Es ist auch eine Art zu kämpfen. Mit dieser Kleidung und entsprechend getarnt ging ich von unseren Positionen zu denen der Feinde, um dort sensible militärischen Missionen auszuführen.“  


1943 gab Marvelli im Hotel George V in Paris ein Vorstellung für Erwin Rommel. Als Dank dafür erhielt er einen kostbaren Silberteller mit persönlicher Widmung Rommels.<ref>[[Wittus Witt]]: ''Marvelli - Magie in künstlerischen Vollendung'', 2017</ref>
== Die Kunst Marvellis ==
Marvellis Vorstellungen zeichneten sich vor allem durch ein besondere Dramaturgie aus, zu der er klassische Musik einsetzte. Ein Novum in der damaligen Zeit. Die Vorstellungen begannen fast immer mit 30 Takten aus der symphonischen Tondichtung „Till Eulenspiegel“ von Richard Strauß. Vor der Pause zeigte er den schwebenden Stab „nach Hofzinser“. Nach der Pause begann er mit einer Manipulation brennender Zigaretten, die fast unaufhörlich in seinen Händen erschienen. Dazu bewegte er sich wie ein Tänzer. Zum Schluss  zeigte er das Kunststück, an dem er so viele Jahre gearbeitet hatte, das lebende Seil. Ein großes, kräftiges Seil begann sich plötzlich wie eine Schlange zu bewegen, es stieg empor, entknotete sich und fiel danach wieder in sich zusammen.  
Marvellis Vorstellungen zeichneten sich vor allem durch ein besondere Dramaturgie aus, zu der er klassische Musik einsetzte. Ein Novum in der damaligen Zeit. Die Vorstellungen begannen fast immer mit 30 Takten aus der symphonischen Tondichtung „Till Eulenspiegel“ von Richard Strauß. Vor der Pause zeigte er den schwebenden Stab „nach Hofzinser“. Nach der Pause begann er mit einer Manipulation brennender Zigaretten, die fast unaufhörlich in seinen Händen erschienen. Dazu bewegte er sich wie ein Tänzer. Zum Schluss  zeigte er das Kunststück, an dem er so viele Jahre gearbeitet hatte, das lebende Seil. Ein großes, kräftiges Seil begann sich plötzlich wie eine Schlange zu bewegen, es stieg empor, entknotete sich und fiel danach wieder in sich zusammen.  
 
{{#ev:youtube | v=9b7nfh5D70U|200|right|}}
In seinem Programmheft von1948 schreibt Marvelli über die Zauberkunst: „Ich sehe in der Magie die Vollendung geistig-künstlerischen Schaffens und nicht nur eine höhere Stufe artistischer Geschicklichkeit.“ Ferner heißt es in diesem Heft: „Marvelli – selbst anspruchsvoller Musiker – wendet sich an musische Menschen und überträgt Themen der klassischen Musik in magische Kunst.“  
In seinem Programmheft von1948 schreibt Marvelli über die Zauberkunst: „Ich sehe in der Magie die Vollendung geistig-künstlerischen Schaffens und nicht nur eine höhere Stufe artistischer Geschicklichkeit.“ Ferner heißt es in diesem Heft: „Marvelli – selbst anspruchsvoller Musiker – wendet sich an musische Menschen und überträgt Themen der klassischen Musik in magische Kunst.“  


== Abschied von der Bühne ==
Auf dem Zenit seines künstlerischen Schaffens gab Marvelli die Zauberkunst auf und zog sich nach Spanien zurück. Hier entdeckte er das Dorf Benidorm an der Costa Blanca und machte es für den Tourismus populär. 1972 schrieb dazu die Illustrierte STERN: „Der aus Breslau stammende Magier, einst gefeierter Star des Berliner Weltstadtvarietés »Scala«, wollte nach Valencia, wo er am Abend im »Teatro municipal« eine Vorstellung geben sollte. Aber Marvelli kam nie in Valencia an. Während der Fahrt hatte er rechter Hand, unten am Strand des Mittelmeers, ein von Reben- und Olivenhainen umgebenes Dorf erspäht. Marvelli: »Ein Paradies von unvergleichlicher Schönheit.«
Auf dem Zenit seines künstlerischen Schaffens gab Marvelli die Zauberkunst auf und zog sich nach Spanien zurück. Hier entdeckte er das Dorf Benidorm an der Costa Blanca und machte es für den Tourismus populär. 1972 schrieb dazu die Illustrierte STERN: „Der aus Breslau stammende Magier, einst gefeierter Star des Berliner Weltstadtvarietés »Scala«, wollte nach Valencia, wo er am Abend im »Teatro municipal« eine Vorstellung geben sollte. Aber Marvelli kam nie in Valencia an. Während der Fahrt hatte er rechter Hand, unten am Strand des Mittelmeers, ein von Reben- und Olivenhainen umgebenes Dorf erspäht. Marvelli: »Ein Paradies von unvergleichlicher Schönheit.«


Zeile 34: Zeile 39:
Um seinen Lebensunterhalt brauchte sich der Magier fortan nicht zu sorgen. Er vermietete Zimmer an deutsche Freunde – an die Schauspielerin Grethe Weiser, an ihren Kollegen Werner Fuetterer und an die Komponistentochter Evelyn Künneke.“<ref>STERN, Heft Nr. 53, 24. Dezember 1972, S. 29 ff.</ref>  
Um seinen Lebensunterhalt brauchte sich der Magier fortan nicht zu sorgen. Er vermietete Zimmer an deutsche Freunde – an die Schauspielerin Grethe Weiser, an ihren Kollegen Werner Fuetterer und an die Komponistentochter Evelyn Künneke.“<ref>STERN, Heft Nr. 53, 24. Dezember 1972, S. 29 ff.</ref>  


In Spanien nannte sich Fredo nun Federico und er begann, sich auch als Landschaftsfotograf zu betätigen. Er schoss mit seiner Rolleiflex viele reizvolle Motive in und um Benidorm herum, die er auf Ansichtskarten vermarktete.
== Marvelli in Spanien ==
In Spanien nannte sich Fredo nun ''Federico'' und er begann, sich auch als Landschaftsfotograf zu betätigen. Er schoss mit seiner Rolleiflex viele reizvolle Motive in und um Benidorm herum, die er auf Ansichtskarten vermarktete.


Im Oktober 1960 verkaufte Marvelli sein Gästehaus und zog in sein Privathaus, das er auf einem Hügel auf der anderen Seite der Bucht – ebenfalls mit Meeresblick – erbaut hatte.  
Im Oktober 1960 verkaufte Marvelli sein Gästehaus und zog in sein Privathaus, das er auf einem Hügel auf der anderen Seite der Bucht – ebenfalls mit Meeresblick – erbaut hatte.  
Zeile 41: Zeile 47:


Am 14. Februar 1970 erlitt Federico Marvelli einen Schlaganfall, von dem er sich nie mehr richtig erholen konnte.  
Am 14. Februar 1970 erlitt Federico Marvelli einen Schlaganfall, von dem er sich nie mehr richtig erholen konnte.  
== Ehrungen ==
* 1937 Ring des [[Magischer Zirkel von Deutschland|Magischen Zirkels von Deutschland]], Zauberkongress Berlin
* 1938 Ring des Magischen Zirkels von Deutschland, Zauberkongress Frankfurt


== Hintergrundinformation ==
== Hintergrundinformation ==
Zeile 55: Zeile 65:
* Serie in [[Magische Welt]], Heft 6, 2012 bis Heft 6, 2013
* Serie in [[Magische Welt]], Heft 6, 2012 bis Heft 6, 2013
* Marvelli – Hardship and Glamour of a Great Artist’s Life (engl. Übersetzg.) in 5th [[EMHC | European Magic History Conference]], Hamburg 2013
* Marvelli – Hardship and Glamour of a Great Artist’s Life (engl. Übersetzg.) in 5th [[EMHC | European Magic History Conference]], Hamburg 2013
[[Datei:Marvelli-Great.jpg|miniatur|150px|Broschüre über Fredo Marvelli, 2017, 48 Seiten]]


== Quellen ==
== Quellen ==
* Biografie in: Magisches Magazin, Heft 5, 4. Jahrgang, 1954, Seite 97 ff.
* Biografie in: Magisches Magazin, Heft 5, 4. Jahrgang, 1954, Seite 97 ff.
* Nachruf in [[Magie]], 51. Jahrgang, Heft 6, Juni 1971, Seite 143 ff.


{{Nachweise}}
{{Nachweise}}
28.193

Bearbeitungen

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Zauber-Pedia. Durch die Nutzung von Zauber-Pedia erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.

Navigationsmenü