Alois Kassner: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:A-Kassner01.jpg|thumb|150px|Alois Kassner; Archiv: Wittus Witt]]
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[[Bild:Kassner-Medaillon.jpg|thumb|150px|Plakat Kassner; Archiv: Wittus Witt]]
[[Bild:Kassner-Medaillon.jpg|thumb|150px|Plakat Kassner; Archiv: Wittus Witt]]
'''Alois Kassner''' ( * [[28. August]] [[1887]] in Groß Gohlau bei Breslau (heute Galow in Polen); † [[23. März]] [[1970]] in Berlin) war ein deutscher Zauberkünstler.
'''Alois Kassner''' (* [[28. August]] [[1887]] in Groß Gohlau bei Breslau (heute Galow in Polen); † [[23. März]] [[1970]] in Berlin) war ein deutscher Zauberkünstler, der mit einer großen Bühnenschau reiste. Sein Markenzeichen war ''Toto'', ein Elefant.


== Leben ==
== Leben ==
Er kam aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war Waldarbeiter. Weihnachten 1897 bekam der zehnjährige Alois ein Zauberbuch geschenkt. Er studierte es vom ersten bis zum letzten Kunststück. Seitdem war er von der Zauberkunst fasziniert. Er zauberte mit Alltagsgegenständen vor Freunden und Verwandten.  
Alois Kassner stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Sein Vater war Waldarbeiter. Weihnachten 1897 bekam der zehnjährige Alois ein Zauberbuch geschenkt. Er studierte es vom ersten bis zum letzten Kunststück. Seitdem war er von der Zauberkunst fasziniert. Er zauberte mit Alltagsgegenständen vor Freunden und Verwandten.  
 
Alois Kassner war Mentor des Mentalisten [[Josef Vogt|Axel Hellström]].<ref>[[Erwin Haarz]]: ''Nachdenkliche Streifzüge durch ältere Jahrgänge der Magie, Folge IV'',  48. Jahrgang, Heft 6, Seite 497</ref>


=== Die Anfänge ===
=== Die Anfänge ===
Als er 18 Jahre alt war, verließ Kassner seinen Heimatort und schlug sich, völlig mittellos, nach Hamburg durch. Auf einem Volksfest begegnete er dann dem ersten „richtigen“ Zauberer, Eduard Jänichen. Jänichen war ein Vollblutartist, der als Zauberkünstler, Jongleur, Seiltänzer, Schauspieler, Klavierspieler und Trompeter arbeitete, auf Volksfesten, in Gaststätten und überall, wo Menschen zusammen kamen. Kassner schloss sich Jänichen an und tingelte mit ihm etwa zwei Jahre durch Dörfer und Kleinstädte rund um Hamburg.  
Als er 18 Jahre alt war, verließ Kassner seinen Heimatort und schlug sich, völlig mittellos, nach Hamburg durch. Auf einem Volksfest begegnete er dann dem ersten „richtigen“ Zauberer, ''Eduard Jänichen''. Jänichen war ein Vollblutartist, der als Zauberkünstler, Jongleur, Seiltänzer, Schauspieler, Klavierspieler und Trompeter arbeitete, auf Volksfesten, in Gaststätten und überall, wo Menschen zusammen kamen. Kassner schloss sich Jänichen an und tingelte mit ihm etwa zwei Jahre durch Dörfer und Kleinstädte rund um Hamburg.  


Für Kassner war dies eine harte aber lehrreiche Zeit. Er lernte auf diese Weise das Zaubern von Grund auf und unter allen, auch den schwierigsten Bedingungen. Zugleich erkannte er aber auch, dass die beste Schau nicht ankommt, wenn man sie nicht entsprechend bewirbt.  
Für Kassner war dies eine harte aber lehrreiche Zeit. Er lernte auf diese Weise das Zaubern von Grund auf und unter allen, auch den schwierigsten Bedingungen. Zugleich erkannte er aber auch, dass die beste Schau nicht ankommt, wenn man sie nicht entsprechend bewirbt.  


Die Riesenplakate von Carl Hagenbeck und dem Renz-Zirkus, die beide in Hamburg feste Häuser besaßen, imponierten ihm sehr. Deshalb versuchte er, Jänichen zu wirksamerer Plakatierung zu überreden. Dieser scheute jedoch die damit verbundenen größeren Ausgaben und das Risiko. Nicht zuletzt deshalb trennte sich Kassner von Jänichen, um eine eigene Schau aufzubauen. Er konnte inzwischen nicht nur Jänichens Kunststücke perfekt vorführen, sondern hatte auch darüberhinaus neue Varianten und Methoden entwickelt, mit denen er sogar Jänichen verblüffen konnte.
Die Riesenplakate von Carl Hagenbeck und dem Renz-Zirkus, die beide in Hamburg feste Häuser besaßen, imponierten ihm sehr. Deshalb versuchte er, ''Jänichen'' zu wirksamerer Plakatierung zu überreden. Dieser scheute jedoch die damit verbundenen größeren Ausgaben und das Risiko. Nicht zuletzt deshalb trennte sich Kassner von ''Jänichen'', um eine eigene Schau aufzubauen. Er konnte inzwischen nicht nur Jänichens Kunststücke perfekt vorführen, sondern hatte auch darüberhinaus neue Varianten und Methoden entwickelt, mit denen er sogar Jänichen verblüffen konnte.


=== Die erste abendfüllende Zauberschau ===
=== Die erste abendfüllende Zauberschau ===
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Aber er gab nicht auf. Bis 1914 zauberte er in den Gasthaussälen der Dörfer und Kleinstädte rund um Hamburg.  
Aber er gab nicht auf. Bis 1914 zauberte er in den Gasthaussälen der Dörfer und Kleinstädte rund um Hamburg.  


1914 wurde Kassner Soldat. Durch Zufall lernte er 1918 die Tochter des damals sehr bekannten Zauberkünstlers Vandredy kennen. Erna Vandredy wurde seine Assistentin und 1922 seine Ehefrau. Mit Erna studierte er eine Gedankenübertragungsnummer ein, die später zum Fundament seiner weltberühmten Illusion „Meoma, Mensch oder Maschine“ wurde.  
1914 wurde Kassner Soldat. 1918 lernte er die Tochter der Eheleute Stänicke (Luise Wilhelmina Stänicke, *14. Februr 1899), Emma Liesbeth kennen. Sie wurde seine Assistentin und 1922 seine zweite Ehefrau. Mit Emma studierte er eine Gedankenübertragungsnummer ein, die später zum Fundament seiner bekannten Illusion „Meoma, Mensch oder Maschine“ wurde.  


In den zwanziger Jahren baute Kassner seine Schau immer weiter aus, stellte die ersten Gehilfen ein und schaffte einige Tiere an. Bekannt wurde er aber erst durch das „Verschwinden von 12 lebenden Personen auf offener Bü̈hne“.  
In den zwanziger Jahren baute Kassner seine Schau immer weiter – durch [[Groß-Illusion]]en – aus, stellte die ersten Gehilfen ein und schaffte einige Tiere an. Bekannt wurde er aber erst durch das „Verschwinden von 12 lebenden Personen auf offener Bü̈hne“.  


=== Toto ===
=== Toto ===
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Zu Kassners frühen Programmen gehörte auch eine recht selten gezeigte Illusion: Eine kleine Tänzerin bewegte sich auf einer Sektflasche. Kassner benutzte dazu die sehr aufwändige Technik des Tanagra-Theaters, das mit einer komplizierten Spiegelapparatur ausgestattet war.  
Zu Kassners frühen Programmen gehörte auch eine recht selten gezeigte Illusion: Eine kleine Tänzerin bewegte sich auf einer Sektflasche. Kassner benutzte dazu die sehr aufwändige Technik des Tanagra-Theaters, das mit einer komplizierten Spiegelapparatur ausgestattet war.  


=== Das Patent ''Toto'' ===
=== Das Patent »Toto« ===
Kassner hat sich die Illusion „Das Verschwinden eines lebenden Elefanten“ schützen lassen.  
Kassner hat sich die Illusion „Das Verschwinden eines lebenden Elefanten“ schützen lassen.  


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=== Kassner, Meister der Werbung ===
=== Kassner, Meister der Werbung ===
Kassner war ein Meister der Werbung. Von ihm sind rund zwei Dutzend Zauberplakate bekannt. Viele von ihnen gehören heute zu Sammlerraritäten. 1911 begann Kassner zunächst mit einfachen Anschlagzetteln. Aber schon nach kurzer Zeit kaufte er die ersten „Lager-Plakate“. Es handelte sich dabei häufig um einen einfachen Steindruck mit ungelenker Darstellung eines Zauberkünstlers. Allerdings waren auch diese Plakate noch recht teuer, so dass viele Zauberkünstler sie auf ein Brett aufklebten, sie dann in ein Gasthaus oder Ladenfenster stellten und später wieder einsammelten. Die ersten eigenen Plakate ließ Kassner zunächst bei [[Heinrich Barkow]] in Hamburg und ab 1919 bei [[Adolph Friedländer]], ebenfalls Hamburg, drucken. Es waren Lithographien, die von Friedländer selbst gestaltet wurden.
Kassner war ein Meister der Werbung. Von ihm sind rund zwei Dutzend Zauberplakate bekannt. Viele von ihnen gehören heute zu Sammlerraritäten. 1911 begann Kassner zunächst mit einfachen Anschlagzetteln. Aber schon nach kurzer Zeit kaufte er die ersten „Lager-Plakate“. Es handelte sich dabei häufig um einen einfachen Steindruck mit ungelenker Darstellung eines Zauberkünstlers. Allerdings waren auch diese Plakate noch recht teuer, so dass viele Zauberkünstler sie auf ein Brett aufklebten, sie dann in ein Gasthaus oder Ladenfenster stellten und später wieder einsammelten. Die ersten eigenen Plakate ließ Kassner zunächst bei [[Heinrich Barkow]] in Hamburg und ab 1919 bei [[Adolph Friedländer]], ebenfalls Hamburg, drucken. Es waren Lithographien, die von Friedländer selbst gestaltet wurden.
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Datei:Kassner-Barkow-Plakat.png|Barkow-Plakat für Kassner, um 1918
Datei:KASSNER-Barkow.png|Barkow-Plakat für Kassner, um 1918
Datei:Kassner-Kanne.jpg|Barkow-Plakat für Kassner, um 1920
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== Quellen ==
== Quellen ==
* [[Dieter Michel-Argola|Michel-Argola, Dieter]], in [[Magie]], 1965, Heft 4
* [[Dieter Michel-Argola|Michel-Argola, Dieter]], in [[Magie]], 1965, Heft 4
* [[Klaus Herrmann|Herrmann, Klaus]], in [[Zauberkunst]], 1982, Heft 4
* [[Klaus Herrmann|Herrmann, Klaus]], in [[Zauberkunst]], 1982, Heft 4
* Markschiess van Trix, in Zeitschrift Artistik, Heft 2, 1962
* [[Markschiess-van Trix]], in Zeitschrift Artistik, Heft 2, 1962
* [[Paul Stahlboom|Paul Sheldon]], in Der Magische Ring, Heft 3, 1933
* [[Paul Stahlboom|Paul Sheldon]], in Der Magische Ring, Heft 3, 1933
* Persönlichkeiten in der Zauberkunst, Heft 4, 2011, Magic Center Harri
* Persönlichkeiten in der Zauberkunst, Heft 4, 2011, [[Detlef Hartung|Magic Center Harri]]
 
{{Nachweise}}


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[[Kategorie:Gestorben 1970]]
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[[Kategorie:Biografien]]
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[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Lesenswert]]
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