John Dee (Gelehrter): Unterschied zwischen den Versionen

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|[[Datei:wikipedia-logo.png|40px]]  Dieser Artikel basiert auf dem Eintrag von [https://de.wikipedia.org/wiki/John_Dee John Dee] in der freien Enzyklopädie [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia] und steht unter der Doppellizenz [http://www.gnu.org/licenses/fdl-1.3.txt GNU-Lizenz für freie Dokumentation] und [http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported] ([http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de Kurzfassung (de)]). In der Wikipedia ist eine [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=John_Dee&action=history Liste der Autoren] verfügbar.
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[[Datei:John Dee Ashmolean.jpg|150px|mini|Ein Porträt von John Dee (16. Jahrhundert), Künstler unbekannt. Angeblich zeigt es Dee im Alter von 67 Jahren. Es gehörte seinem Enkel Rowland Dee und später Elias Ashmole, der es der Universität Oxford vermachte.]]
[[Datei:John Dee Ashmolean.jpg|150px|mini|Ein Porträt von John Dee (16. Jahrhundert), Künstler unbekannt. Angeblich zeigt es Dee im Alter von 67 Jahren. Es gehörte seinem Enkel Rowland Dee und später Elias Ashmole, der es der Universität Oxford vermachte.]]


'''John Dee''' (* [[13. Juli]] [[1527]] in London; † [[1608]] in Mortlake-Surrey) war ein englischer Mathematiker, Astronom, Astrologie|Astrologe, Geograph, Mystiker. Unter Königin Maria I. wurde Dee der schwarzen Magie und Zauberei angeklagt. Nach Marias Tod wurde er von der Thronfolgerin Elisabeths I. zum Hofastrologen und königlichen Berater ernannt. 1564 unterrichtete er Elisabeth I. in Astrologie und beriet ihre führenden Minister Francis Walsingham und William Cecil, 1. Baron Burghley|William Cecil.
'''John Dee''' (* [[13. Juli]] [[1527]] in London; † [[1608]] in Mortlake-Surrey) war ein englischer Mathematiker, Astronom, Astrologe, Geograph, Mystiker. Unter Königin Maria I. wurde Dee der schwarzen Magie und Zauberei angeklagt. Nach Marias Tod wurde er von der Thronfolgerin Elisabeths I. zum Hofastrologen und königlichen Berater ernannt. 1564 unterrichtete er Elisabeth I. in Astrologie und beriet ihre führenden Minister Francis Walsingham und William Cecil, 1. Baron Burghley.


In seinem 1564 veröffentlichen Buch ''Monas Hieroglyphica'' führte er mithilfe der Mathematik, Kabbala und Alchemie die Schöpfung auf eine Einheit aus Punkt, Linie und Kreis zurück.
In seinem 1564 veröffentlichen Buch ''Monas Hieroglyphica'' führte er mithilfe der Mathematik, Kabbala und Alchemie die Schöpfung auf eine Einheit aus Punkt, Linie und Kreis zurück.


Dee widmete sich der judäo-christlichen Magie, Astrologie und Hermetik|hermetischen Philosophie und im Bemühen um Kontaktaufnahme mit Engeln assistierte ihm von 1582 bis 1587 das Medium Edward Kelley. Aus dieser Zusammenarbeit ging die henochische Sprache hervor.
Dee widmete sich der judäo-christlichen Magie, Astrologie und hermetischen Philosophie und im Bemühen um Kontaktaufnahme mit Engeln assistierte ihm von 1582 bis 1587 das Medium Edward Kelley. Aus dieser Zusammenarbeit ging die henochische Sprache hervor.


Als berühmter Gelehrter widmete er sich technisch-naturwissenschaftlichen, philosophisch-neuplatonischen und esoterischen Studien und hielt bereits in jungen Jahren Vorlesungen an der Sorbonne Universität Paris. Er war führender Experte in Navigation und hat viele derjenigen Engländer ausgebildet, die Zeitalter der Entdeckungsreisen über den Atlantik durchführen sollten. In einer von mehreren Abhandlungen, die Dee in den 1580er Jahren schrieb, um britische Erkundungsexpeditionen nach der Suche der Nordwestpassage anzuregen, prägte er den Ausdruck „Britisches Empire“.
Als berühmter Gelehrter widmete er sich technisch-naturwissenschaftlichen, philosophisch-neuplatonischen und esoterischen Studien und hielt bereits in jungen Jahren Vorlesungen an der Sorbonne Universität Paris. Er war führender Experte in Navigation und hat viele derjenigen Engländer ausgebildet, die Zeitalter der Entdeckungsreisen über den Atlantik durchführen sollten. In einer von mehreren Abhandlungen, die Dee in den 1580er Jahren schrieb, um britische Erkundungsexpeditionen nach der Suche der Nordwestpassage anzuregen, prägte er den Ausdruck „Britisches Empire“.


Als Anhänger des Neuplatonismus der Renaissance (Hauptvertreter Marsilio Ficino) waren für Dee mathematische Forschungen und Untersuchungen in der hermetischen Magie sowie der Divination nicht unvereinbar, sondern er betrachtete diese Aktivitäten als unterschiedliche Aspekte einer konsistenten Weltanschauung mit der gleichen Aufgabe: der Suche nach einem Transzendenz|transzendenten Verständnis der göttlichen Ideenlehre|Ideen, welche sich hinter der sichtbaren Welt befinden.
Als Anhänger des Neuplatonismus der Renaissance (Hauptvertreter Marsilio Ficino) waren für Dee mathematische Forschungen und Untersuchungen in der hermetischen Magie sowie der Divination nicht unvereinbar, sondern er betrachtete diese Aktivitäten als unterschiedliche Aspekte einer konsistenten Weltanschauung mit der gleichen Aufgabe: der Suche nach einem transzendenten Verständnis der göttlichen Ideen, welche sich hinter der sichtbaren Welt befinden.


Den Gelehrten Frances Yates und Peter French zufolge besaß Dee zu seinen Lebzeiten die größte Bibliothek Englands und eine der größten von Europa.
Den Gelehrten Frances Yates und Peter French zufolge besaß Dee zu seinen Lebzeiten die größte Bibliothek Englands und eine der größten von Europa.
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Im selben Jahr, 1555, wurde er unter der Herrschaft von Maria I. verhaftet und wegen der Ausübung von schwarzer Magie und Zauberei gegen die Königin angeklagt.<ref>Frances A. Yates: ''Die okkulte Philosophie im elisabethanischen Zeitalter.'' Amsterdam 1991, S. 92.</ref> Der Anklage wurde später der Vorwurf des Verrats an Maria hinzugefügt. Dee erschien vor der Star Chamber und verteidigte sich selbst, wurde aber dem reaktionären römisch-katholische Kirche|katholischen Edmund Bonner|Bischof Bonner zur religiösen Begutachtung zugewiesen. Dee wurde nach kurzer Haft freigelassen.<ref name="BM">The British Museum: [http://www.britishmuseum.org/explore/highlights/article_index/d/dr_john_dee_1527-c1608.aspx ''Dr John Dee (1527-1608/9)'']. Abgerufen am 15. Dezember 2013.</ref> Später wurde Dee zu einem engen Freund Bonners.
Im selben Jahr, 1555, wurde er unter der Herrschaft von Maria I. verhaftet und wegen der Ausübung von schwarzer Magie und Zauberei gegen die Königin angeklagt.<ref>Frances A. Yates: ''Die okkulte Philosophie im elisabethanischen Zeitalter.'' Amsterdam 1991, S. 92.</ref> Der Anklage wurde später der Vorwurf des Verrats an Maria hinzugefügt. Dee erschien vor der Star Chamber und verteidigte sich selbst, wurde aber dem reaktionären römisch-katholische Kirche|katholischen Edmund Bonner|Bischof Bonner zur religiösen Begutachtung zugewiesen. Dee wurde nach kurzer Haft freigelassen.<ref name="BM">The British Museum: [http://www.britishmuseum.org/explore/highlights/article_index/d/dr_john_dee_1527-c1608.aspx ''Dr John Dee (1527-1608/9)'']. Abgerufen am 15. Dezember 2013.</ref> Später wurde Dee zu einem engen Freund Bonners.


<div class="tright" style="clear:none;">Datei:John Dee performing an experiment before Queen Elizabeth I. Wellcome L0021973.jpg|mini|Ölgemälde das John Dee bei einem Experiment in Mortlake vor Königin Elisabeth I. zeigt</div>
Als Elisabeth I. 1558 den Thron bestieg, ernannte sie ihn zu ihrem engsten Berater in Sachen Astrologie und Wissenschaft. Er erhielt jedoch nie eine Anstellung, die ihm finanzielle Unabhängigkeit sicherte.<ref name="BM" /> Er sei auch mit der Wahl von Elisabeths Krönungsdatum betraut gewesen. In den 1550er bis 1570er Jahren diente er als Berater bei Englands Entdeckungsreisen, bot technische Hilfe bei der Navigation und ideologische Unterstützung bei der Gründung des „Britisches Weltreich|Britischen Empires“. 1577 veröffentlichte Dee ''General and Rare Memorials pertayning to the Perfect Arte of Navigation'', eine Arbeit, die seine Vision eines maritimen Weltreichs und angeblicher englischer Territorialsansprüche an die Neue Welt darlegt. Dee war mit Humphrey Gilbert bekannt und stand Sir Philip Sidney sowie dessen Kreis nahe. Es ist außerdem bekannt, dass Königin Elisabeth I. sein Haus in Mortlake mehrfach besuchte, so 1574, wobei er ihr sein magisches Kristall zeigte. 1577 trug er ihr in Windsor seine Ansicht zu dem neu aufgetretenen Kometen vor und 1578 beriet er sie in Fragen ihrer Gesundheit und soll auch deshalb nach Deutschland gereist sein.<ref>John Ferguson ''Bibliotheca Chemica'', Band 1, 1906, S. 202</ref> 1580 besuchte ihn die Königin erneut.
Als Elisabeth I. 1558 den Thron bestieg, ernannte sie ihn zu ihrem engsten Berater in Sachen Astrologie und Wissenschaft. Er erhielt jedoch nie eine Anstellung, die ihm finanzielle Unabhängigkeit sicherte.<ref name="BM" /> Er sei auch mit der Wahl von Elisabeths Krönungsdatum betraut gewesen. In den 1550er bis 1570er Jahren diente er als Berater bei Englands Entdeckungsreisen, bot technische Hilfe bei der Navigation und ideologische Unterstützung bei der Gründung des „Britisches Weltreich|Britischen Empires“. 1577 veröffentlichte Dee ''General and Rare Memorials pertayning to the Perfect Arte of Navigation'', eine Arbeit, die seine Vision eines maritimen Weltreichs und angeblicher englischer Territorialsansprüche an die Neue Welt darlegt. Dee war mit Humphrey Gilbert bekannt und stand Sir Philip Sidney sowie dessen Kreis nahe. Es ist außerdem bekannt, dass Königin Elisabeth I. sein Haus in Mortlake mehrfach besuchte, so 1574, wobei er ihr sein magisches Kristall zeigte. 1577 trug er ihr in Windsor seine Ansicht zu dem neu aufgetretenen Kometen vor und 1578 beriet er sie in Fragen ihrer Gesundheit und soll auch deshalb nach Deutschland gereist sein.<ref>John Ferguson ''Bibliotheca Chemica'', Band 1, 1906, S. 202</ref> 1580 besuchte ihn die Königin erneut.


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Wie seine Büchersammlung belegt (deren Katalog bekannt ist), hatte Dee mehr als ein beiläufiges Interesse an Engeln. Er beschäftigte sich sehr mit Angelologie und insbesondere mit der Kommunikation mit Engeln; so sammelte er alle schriftlich überlieferten Gespräche zwischen Mensch und Engel. Er studierte die Gemeinsamkeiten der Engels-Gespräche mit verschiedenen Texten, unter anderem von Ficino, Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim|Agrippa von Nettesheim und Johannes Trithemius sowie den weitverbreiteten biblischen Apokryphen und der Pseudepigraphie. Dee war vertraut mit einem der größten Mathematiker seiner Zeit, Gerolamo Cardano, der des öfteren von seinem Schutzengel sprach. Agrippa ermutigte seine Leser „eine Stimme von oben, eine Stimme die von oben lehrt“ zu suchen. Agrippas Lehrer, Johannes Trithemius, diskutierte in ''De septem secundeis'' eine Fernkommunikation basierend auf den sieben klassischen Planeten und deren Engeln „gemäß der Tradition der Weisen des Altertums“. Dee besaß zudem mindestens 16 Werke von Robert Grosseteste, mit dem er ein synergistisches Interesse an Engeln, aber auch der Optik, Mathematik und Astronomie teilte. Alle diese Mathematiker, Kryptographen und Philosophen, die nach eigenen Angaben Offenbarungen durch Engel hatten, kamen darin überein, dass göttliche Boten, Begleiter bei Offenbarungsreisen und Engel der Apokalypse, gängige und vertrauenswürdige Informationsquellen der Erzväter|Patriarchen des Altertums waren.
Wie seine Büchersammlung belegt (deren Katalog bekannt ist), hatte Dee mehr als ein beiläufiges Interesse an Engeln. Er beschäftigte sich sehr mit Angelologie und insbesondere mit der Kommunikation mit Engeln; so sammelte er alle schriftlich überlieferten Gespräche zwischen Mensch und Engel. Er studierte die Gemeinsamkeiten der Engels-Gespräche mit verschiedenen Texten, unter anderem von Ficino, Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim|Agrippa von Nettesheim und Johannes Trithemius sowie den weitverbreiteten biblischen Apokryphen und der Pseudepigraphie. Dee war vertraut mit einem der größten Mathematiker seiner Zeit, Gerolamo Cardano, der des öfteren von seinem Schutzengel sprach. Agrippa ermutigte seine Leser „eine Stimme von oben, eine Stimme die von oben lehrt“ zu suchen. Agrippas Lehrer, Johannes Trithemius, diskutierte in ''De septem secundeis'' eine Fernkommunikation basierend auf den sieben klassischen Planeten und deren Engeln „gemäß der Tradition der Weisen des Altertums“. Dee besaß zudem mindestens 16 Werke von Robert Grosseteste, mit dem er ein synergistisches Interesse an Engeln, aber auch der Optik, Mathematik und Astronomie teilte. Alle diese Mathematiker, Kryptographen und Philosophen, die nach eigenen Angaben Offenbarungen durch Engel hatten, kamen darin überein, dass göttliche Boten, Begleiter bei Offenbarungsreisen und Engel der Apokalypse, gängige und vertrauenswürdige Informationsquellen der Erzväter|Patriarchen des Altertums waren.


Seine eigenen ersten Versuche in dieser Richtung stellten ihn nicht zufrieden, aber 1582 traf er auf das Medium Edward Kelley, ein Mann von zweifelhafter Vergangenheit und zweifelhaftem Charakter, der ihn aber mit seinen angeblichen Fähigkeiten in hohem Maße beeindruckte. Dee nahm Kelley in seine Dienste und begann sich ganz den übersinnlichen Zielen zu widmen. Diese „Engelsgespräche“ oder „spirituellen Konferenzen“ waren durchdrungen von intensiver christlicher Frömmigkeit und fortwährenden Perioden der Katharsis (Psychologie)|Läuterung, des Gebets und Fastens. Dee war völlig davon überzeugt, dass sie mit den Ergebnissen der Menschheit helfen könnten. <!-- belegen (Kelleys Persönlichkeit hingegen ist schwerer einzuschätzen: manche haben gefolgert, er habe aus komplettem Zynismus gehandelt, auch Trug und Selbsttäuschung stehen nicht gänzlich außer Frage. Andererseits ist Kelleys „Produktivität“ in Umfang, Komplexität und Klarheit außergewöhnlich bemerkenswert.)--> Dee sollen auf diese Weise mehrere Bücher von den Engeln diktiert worden sein, die ihm angeblich die henochische Sprache offenbarten und ein neues Magie#Geschichte der Magie|magisches System eröffneten. Über die Seancen mit Kelley und die folgenden Reisen mit ihm führte er ein Tagebuch, das erhalten ist. Die protokollierten Gespräche während der Seancen veröffentlichte Meric Casaubon 1659.
Seine eigenen ersten Versuche in dieser Richtung stellten ihn nicht zufrieden, aber 1582 traf er auf das Medium Edward Kelley, ein Mann von zweifelhafter Vergangenheit und zweifelhaftem Charakter, der ihn aber mit seinen angeblichen Fähigkeiten in hohem Maße beeindruckte. Dee nahm Kelley in seine Dienste und begann sich ganz den übersinnlichen Zielen zu widmen. Diese „Engelsgespräche“ oder „spirituellen Konferenzen“ waren durchdrungen von intensiver christlicher Frömmigkeit und fortwährenden Perioden der Katharsis (Psychologie)|Läuterung, des Gebets und Fastens. Dee war völlig davon überzeugt, dass sie mit den Ergebnissen der Menschheit helfen könnten. <!-- belegen (Kelleys Persönlichkeit hingegen ist schwerer einzuschätzen: manche haben gefolgert, er habe aus komplettem Zynismus gehandelt, auch Trug und Selbsttäuschung stehen nicht gänzlich außer Frage. Andererseits ist Kelleys „Produktivität“ in Umfang, Komplexität und Klarheit außergewöhnlich bemerkenswert.)--> Dee sollen auf diese Weise mehrere Bücher von den Engeln diktiert worden sein, die ihm angeblich die henochische Sprache offenbarten und ein neues Magie#Geschichte der Magie|magisches System eröffneten. Über die Seancen mit Kelley und die folgenden Reisen mit ihm führte er ein Tagebuch, das erhalten ist. Die protokollierten Gespräche während der Seancen veröffentlichte [[Meric Casaubon]] 1659.


1583 traf Dee auf den Polen|polnischen Edelmann Albrecht Laski (1536-1605), der die Engländer einlud, ihn auf seiner Rückreise nach Polen zu begleiten. Nach einigen Rückfragen bei den Engeln über Kelley war Dee bereit, sich auf den Weg zu machen. Dee, Kelley und ihre Familien verließen England im September 1583, zunächst über die Niederlande und Lübeck nach Stettin zum Landgut von Laski und darauf nach Krakau. Laskis Mittel waren allerdings erschöpft und er schlug vor, dass Dee und Kelley sich zu Rudolf II. (HRR)|Kaiser Rudolf II.<ref>Ausführlich Joachim Telle: [http://books.google.de/books?id=uzce9GuHci8C&pg=PA259 ''John Dee in Prag. Spuren eines elisabethanischen Magus in der deutschen Literatur.''] In: Peter-André Alt, Volkhard Wels (Hrsg.): ''Konzepte des Hermetismus in der Literatur der Frühen Neuzeit.'' (= ''Berliner Mittelalter- und Frühneuzeitforschung.'' Bd. 8). V&R unipress, Göttingen 2010, ISBN 978-3-89971-635-1, S. 259–296</ref> begeben, wo Dee, der einen europäischen Ruf genoss, auch günstig aufgenommen wurde. Kelley gegenüber war der Kaiser dagegen misstrauisch. Nach mehreren Monaten in Prag, wo sie immer noch auf Kosten Laskis lebten, mussten sie die Stadt auf Beschwerde der päpstlichen Gesandten Malaspina und Sega, die sie als Ketzer und Hexer der Inquisition überantworten wollten, hin verlassen. Sie gingen nach Erfurt und Kassel, wo sie aber keine gute Aufnahme fanden, dann wieder nach Krakau, wo sie von Stephan Báthory|König Stephan von Polen anfangs gut aufgenommen wurden und ihm gute Chancen für die Nachfolge von Rudolph II. als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches vorhersagten. Aufgrund immer neuer Geldforderungen wurde er ihrer aber bald überdrüssig und sie gingen wieder nach Böhmen, wo sie in Wilhelm von Rosenberg auf dessen Schloss Třeboň in Třeboň|Wittingau einen neuen Förderer fanden.
1583 traf Dee auf den Polen|polnischen Edelmann Albrecht Laski (1536-1605), der die Engländer einlud, ihn auf seiner Rückreise nach Polen zu begleiten. Nach einigen Rückfragen bei den Engeln über Kelley war Dee bereit, sich auf den Weg zu machen. Dee, Kelley und ihre Familien verließen England im September 1583, zunächst über die Niederlande und Lübeck nach Stettin zum Landgut von Laski und darauf nach Krakau. Laskis Mittel waren allerdings erschöpft und er schlug vor, dass Dee und Kelley sich zu Rudolf II. (HRR)|Kaiser Rudolf II.<ref>Ausführlich Joachim Telle: [http://books.google.de/books?id=uzce9GuHci8C&pg=PA259 ''John Dee in Prag. Spuren eines elisabethanischen Magus in der deutschen Literatur.''] In: Peter-André Alt, Volkhard Wels (Hrsg.): ''Konzepte des Hermetismus in der Literatur der Frühen Neuzeit.'' (= ''Berliner Mittelalter- und Frühneuzeitforschung.'' Bd. 8). V&R unipress, Göttingen 2010, ISBN 978-3-89971-635-1, S. 259–296</ref> begeben, wo Dee, der einen europäischen Ruf genoss, auch günstig aufgenommen wurde. Kelley gegenüber war der Kaiser dagegen misstrauisch. Nach mehreren Monaten in Prag, wo sie immer noch auf Kosten Laskis lebten, mussten sie die Stadt auf Beschwerde der päpstlichen Gesandten Malaspina und Sega, die sie als Ketzer und Hexer der Inquisition überantworten wollten, hin verlassen. Sie gingen nach Erfurt und Kassel, wo sie aber keine gute Aufnahme fanden, dann wieder nach Krakau, wo sie von Stephan Báthory|König Stephan von Polen anfangs gut aufgenommen wurden und ihm gute Chancen für die Nachfolge von Rudolph II. als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches vorhersagten. Aufgrund immer neuer Geldforderungen wurde er ihrer aber bald überdrüssig und sie gingen wieder nach Böhmen, wo sie in Wilhelm von Rosenberg auf dessen Schloss Třeboň in Třeboň|Wittingau einen neuen Förderer fanden.
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Der Hermetik entnahm er den Glauben an das Potential des Menschen, ein Gott zu sein, und er glaubte, die göttlichen Kräfte könnte man mit Mathematik kontrollieren. Seine kabbalistische Engelsmagie (die hochgradig Zahlensymbolik|numerologisch ist) und seine Arbeiten an praktischer Mathematik (etwa Navigation) sah er als verherrlichte und irdische Enden desselben Spektrums, und nicht als widersprüchliche Aktivitäten, für die man sie heute halten würde. Sein größtes Ziel war es, zu einer vereinigten Weltreligion beizutragen, durch die Überbrückung des Bruchs zwischen den katholischen und Protestantismus|protestantischen Kirchen und die Wiedererlangung der reinen Theologie des Altertums.
Der Hermetik entnahm er den Glauben an das Potential des Menschen, ein Gott zu sein, und er glaubte, die göttlichen Kräfte könnte man mit Mathematik kontrollieren. Seine kabbalistische Engelsmagie (die hochgradig Zahlensymbolik|numerologisch ist) und seine Arbeiten an praktischer Mathematik (etwa Navigation) sah er als verherrlichte und irdische Enden desselben Spektrums, und nicht als widersprüchliche Aktivitäten, für die man sie heute halten würde. Sein größtes Ziel war es, zu einer vereinigten Weltreligion beizutragen, durch die Überbrückung des Bruchs zwischen den katholischen und Protestantismus|protestantischen Kirchen und die Wiedererlangung der reinen Theologie des Altertums.


== Ruf und Bedeutung ===
=== Ruf und Bedeutung ===
Seine eigene Bibliothek in Mortlake war die größte des Landes und galt als eine der auserlesensten in ganz Europa, vielleicht nur übertroffen von jener Jacques-Auguste de Thou|de Thous. Neben seinen Leistungen als astrologischer, wissenschaftlicher und geografischer Berater für Elisabeth I. und ihrem Hof war er auch ein früher Vertreter für die britische Kolonisierung Amerikas und ein Visionär eines sich über den Nordatlantik streckenden britischen Empires.
Seine eigene Bibliothek in Mortlake war die größte des Landes und galt als eine der auserlesensten in ganz Europa, vielleicht nur übertroffen von jener Jacques-Auguste de Thou|de Thous. Neben seinen Leistungen als astrologischer, wissenschaftlicher und geografischer Berater für Elisabeth I. und ihrem Hof war er auch ein früher Vertreter für die britische Kolonisierung Amerikas und ein Visionär eines sich über den Nordatlantik streckenden britischen Empires.


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*R. Julian Roberts, ''Dee, John (1527–1609)'', Oxford Dictionary of National Biography 2004
*R. Julian Roberts, ''Dee, John (1527–1609)'', Oxford Dictionary of National Biography 2004


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== Einzelnachweise ==
{{Wikipedia | John Dee | John Dee | de}}
<references />




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[[Kategorie:Gestorben 1608]]
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[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Lesenswert]]
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