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Gaukler: Unterschied zwischen den Versionen

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Frühe Bezeichnung  (16. bis 18. Jhd.) für Künstler, die auf Straßen und Jahrmärkten auftraten. Man verstand darunter Jongleure, Akrobaten, Feuerschlucker und auch Zau­berer bzw. [[Taschenspieler]].
Frühe Bezeichnung  (16. bis 18. Jhd.) für Künstler, die auf Straßen und Jahrmärkten auftraten. Man verstand darunter Jongleure, Akrobaten, Feuerschlucker und auch Zau­berer bzw. [[Taschenspieler]].
Das Wort wird im allgemeinen Sprachgebrauch aber auch gebraucht für andere wandernde Schausteller, also Artisten und Akrobaten wie Seiltänzer oder Jongleure, auch Bärenführer, Menageristen, Bauchredner, Feuerschlucker oder Kartenleger, ferner Schauspieler (insbesondere Komödianten wie Possenreißer, Harlekine usw.), bisweilen auch Quacksalber und andere Marktschreier mit ausgefallenem Sortiment, seltener fahrende Musikanten.
== Ableitung ==
Die Etymologie des Wortes Gaukler ist dunkel, obwohl es schon im Alt- und Mittelhochdeutschen vielfach bezeugt ist (ahd. gougalāri bereits im 9. Jahrhundert, das Verb goukelôn, gougolôn „gaukeln“ im 10. Jh.); hier bezeichnete es zunächst und vor allem Zauberkünstler und findet in dieser Hinsicht augenscheinlich eine fast exakte Entsprechung im Altenglischen gēogelerer „Zauberer, Magier“ (Substantivierung des Verbs gēogelere, „durch einen Zauberspruch verhexen“). Dennoch ist zweifelhaft, ob es sich um ein germanisches Wort handelt und ob „Zauberer“ die ursprüngliche Bedeutung ist. Ebenso gut könnten ahd. gougalāri und ae. gēogelerer Entlehnungen des lateinischen ioculator „Possenreißer, Spaßvogel“ darstellen (zu lat. iocus „Spaß, Scherz“, daraus auch englisch joke „Witz“), der seinerseits im Französischen den jongleur ergab, ein Wort, das einen ganz ähnlichen Sinnbezirk abdeckt wie im Deutschen der Gaukler und also keineswegs nur jonglierende Akrobaten, sondern allgemein fahrende Schausteller oder Komödianten bezeichnet. Denkbar ist aber auch, dass der Gaukler vielmehr zu einer Wortfamilie um das Stammwort Gauch gehört, also dem altgermanischen, heute aber allenfalls archaisierend oder mundartlich gebrauchten Namen des Kuckucks, der von jeher auch als Schimpfwort verwendet wird und dann so viel wie „Narr, Tor, Schwachkopf“ bedeutet (so schon ahd. gouh und mhd. giegel; der Kuckuck gilt in der volkstümlichen Vorstellungswelt der Deutschen als dumm). Ein Gaukler wäre demnach also im eigentlichen Wortsinn jemand, der sich so dumm benimmt wie ein Narr.
== Quellen ==
* Frank Meier: ''Gaukler, Dirnen, Rattenfänger.'' Außenseiter im Mittelalter. Thorbecke, Ostfiltern-Ruit 2005, ISBN 3-7995-0157-6.


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Aktuelle Version vom 22. Mai 2024, 21:02 Uhr

Gaukler

Frühe Bezeichnung (16. bis 18. Jhd.) für Künstler, die auf Straßen und Jahrmärkten auftraten. Man verstand darunter Jongleure, Akrobaten, Feuerschlucker und auch Zau­berer bzw. Taschenspieler.

Das Wort wird im allgemeinen Sprachgebrauch aber auch gebraucht für andere wandernde Schausteller, also Artisten und Akrobaten wie Seiltänzer oder Jongleure, auch Bärenführer, Menageristen, Bauchredner, Feuerschlucker oder Kartenleger, ferner Schauspieler (insbesondere Komödianten wie Possenreißer, Harlekine usw.), bisweilen auch Quacksalber und andere Marktschreier mit ausgefallenem Sortiment, seltener fahrende Musikanten.

Ableitung

Die Etymologie des Wortes Gaukler ist dunkel, obwohl es schon im Alt- und Mittelhochdeutschen vielfach bezeugt ist (ahd. gougalāri bereits im 9. Jahrhundert, das Verb goukelôn, gougolôn „gaukeln“ im 10. Jh.); hier bezeichnete es zunächst und vor allem Zauberkünstler und findet in dieser Hinsicht augenscheinlich eine fast exakte Entsprechung im Altenglischen gēogelerer „Zauberer, Magier“ (Substantivierung des Verbs gēogelere, „durch einen Zauberspruch verhexen“). Dennoch ist zweifelhaft, ob es sich um ein germanisches Wort handelt und ob „Zauberer“ die ursprüngliche Bedeutung ist. Ebenso gut könnten ahd. gougalāri und ae. gēogelerer Entlehnungen des lateinischen ioculator „Possenreißer, Spaßvogel“ darstellen (zu lat. iocus „Spaß, Scherz“, daraus auch englisch joke „Witz“), der seinerseits im Französischen den jongleur ergab, ein Wort, das einen ganz ähnlichen Sinnbezirk abdeckt wie im Deutschen der Gaukler und also keineswegs nur jonglierende Akrobaten, sondern allgemein fahrende Schausteller oder Komödianten bezeichnet. Denkbar ist aber auch, dass der Gaukler vielmehr zu einer Wortfamilie um das Stammwort Gauch gehört, also dem altgermanischen, heute aber allenfalls archaisierend oder mundartlich gebrauchten Namen des Kuckucks, der von jeher auch als Schimpfwort verwendet wird und dann so viel wie „Narr, Tor, Schwachkopf“ bedeutet (so schon ahd. gouh und mhd. giegel; der Kuckuck gilt in der volkstümlichen Vorstellungswelt der Deutschen als dumm). Ein Gaukler wäre demnach also im eigentlichen Wortsinn jemand, der sich so dumm benimmt wie ein Narr.

Quellen

  • Frank Meier: Gaukler, Dirnen, Rattenfänger. Außenseiter im Mittelalter. Thorbecke, Ostfiltern-Ruit 2005, ISBN 3-7995-0157-6.