Juliana Chen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Über Juliana Chen ==
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Aus [[Magische Welt,]] Heft 1, 2002
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Ich war  vom er­sten Moment an, als ich sie im Wett­bewerb 1997 in Dresden erlebte, von ihr begeistert. Sie hatte eigentlich eine recht un­glückliche Start­­po­sition. Es war noch recht früh am Morgen. Der riesengroße Saal des Kon­greßgebäudes war zu dieser Zeit erst spär­­lich besetzt. Aber dies beeinträchtigte Juliana überhaupt nicht. Sie kam auf die Büh­­­­ne und präsentierte ihre ausgefallene, künstlerisch so wunderbare Dar­­bie­tung: Ma­­sken erschienen vor ihrem Ge­­sicht, wechselten die Farben und schwebten auf und nieder. Julianas tänzerische Be­we­gungen waren graziös, un­­glaublich gekonnt und – für mich – sehr erotisch, aber nicht im ge­­ringsten an­­züglich (leider muß man das ja heute oft noch extra anfügen, da das Wort „ero­tisch“ schnell mißverstanden wird). Un­mit­telbar nach dem „Mas­ken­tanz“ verwandelte sich die junge Dame in eine ebenso wunderbare Mani­pulatorin. Sie führte ein Feuerwerk von Karteneffekten vor: Karten erschienen aus dem Nichts, vermehrten sich, flogen durch die Luft und füllten bald die komplette Büh­­ne. Es schien, als nähmen die Spielkarten kein Ende. Zum Schluß fielen sie „tonnenweise“ vom Büh­­nenhimmel auf die Künst­lerin, die urplötzlich in einem neuen Kostüm dastand und ei­nen gewaltigen App­laus entgegennehmen konn­­te. Wer mich beim Be­trachten und Be­wun­dern dieser Dar­bie­tung beobachtete, wird mich jedoch kaum klatschen ge­sehen haben. Auch zum Schluß habe ich – glaube ich – nicht geklatscht. Aber nicht, weil es mir nicht gefallen hat, ganz im Gegenteil: Ich konnte nicht klat­schen, weil es mir gefallen hat. Was für eine seltsame Er­fahrung? Ich weiß doch selbst sehr wohl, daß der Künstler den Appl­aus hören möchte, ja, er braucht ihn geradezu. Aber wenn ich von ei­­ner Dar­bie­tung tief er­griffen bin, dann ist es mir unmöglich zu klatschen.  
Ich war  vom er­sten Moment an, als ich sie im Wett­bewerb 1997 in Dresden erlebte, von ihr begeistert. Sie hatte eigentlich eine recht un­glückliche Start­­po­sition. Es war noch recht früh am Morgen. Der riesengroße Saal des Kon­greßgebäudes war zu dieser Zeit erst spär­­lich besetzt. Aber dies beeinträchtigte Juliana überhaupt nicht. Sie kam auf die Büh­­­­ne und präsentierte ihre ausgefallene, künstlerisch so wunderbare Dar­­bie­tung: Ma­­sken erschienen vor ihrem Ge­­sicht, wechselten die Farben und schwebten auf und nieder. Julianas tänzerische Be­we­gungen waren graziös, un­­glaublich gekonnt und – für mich – sehr erotisch, aber nicht im ge­­ringsten an­­züglich (leider muß man das ja heute oft noch extra anfügen, da das Wort „ero­tisch“ schnell mißverstanden wird). Un­mit­telbar nach dem „Mas­ken­tanz“ verwandelte sich die junge Dame in eine ebenso wunderbare Mani­pulatorin. Sie führte ein Feuerwerk von Karteneffekten vor: Karten erschienen aus dem Nichts, vermehrten sich, flogen durch die Luft und füllten bald die komplette Büh­­ne. Es schien, als nähmen die Spielkarten kein Ende. Zum Schluß fielen sie „tonnenweise“ vom Büh­­nenhimmel auf die Künst­lerin, die urplötzlich in einem neuen Kostüm dastand und ei­nen gewaltigen App­laus entgegennehmen konn­­te. Wer mich beim Be­trachten und Be­wun­dern dieser Dar­bie­tung beobachtete, wird mich jedoch kaum klatschen ge­sehen haben. Auch zum Schluß habe ich – glaube ich – nicht geklatscht. Aber nicht, weil es mir nicht gefallen hat, ganz im Gegenteil: Ich konnte nicht klat­schen, weil es mir gefallen hat. Was für eine seltsame Er­fahrung? Ich weiß doch selbst sehr wohl, daß der Künstler den Appl­aus hören möchte, ja, er braucht ihn geradezu. Aber wenn ich von ei­­ner Dar­bie­tung tief er­griffen bin, dann ist es mir unmöglich zu klatschen.