Werner Steven

Werner Steven (* 31. August 1880 in Duisburg; † 4. Oktober 1950 in Berlin) war ein deutscher Zauberkünstler, der unter dem Bühnennamen Carter auftrat.

Carter, alias Walter Steven
Carter, alias Walter Steven

Leben und Wirken

Kurz nach 1900 begann Steven als hauptberuflicher Zauberkünstler aufzutreten. Er gastierte in Russland und im Fernen Osten, bis er während des Ersten Weltkrieges in russische Gefangenschaft geriet, wo er bis 1918 blieb.

Ab 1943 nannte er sich „Der Herr der Karten“, „Der Mann mit den 1000 Karten“. Eine Besonderheit hier war, dass er den Zuschauern zum Schluss des Kartenfanges die Karten auf der Rückseite der Hände zeigte.

Im Dezember 1947 gehörte er zum Varietè-Ensemble des Friedrichstadt-Palastes in Berlin.[1]

Literatur über Carter

„Zeitungsartikel, o. D.:

Ursula Schmitz: Wenn dieses Mal auf dem Programm der „Neuen Scala“ zu lesen ist „Carter und 100 000 Karten“, so mag sich vielleicht manch alter Besucher dieser traditionellen Pflegestätte bester Artistik an einer der hervorragendsten „Zauber“-Nummern erinnern, die in den letzten Jahrzehnten über die Bühnen ging. Und wenn dann nachher auf der Bühne der Mann, der sich Carter nennt (und der als gebürtiger Duisburger ganz einfach Steven heißt), mit unglaublicher Fingerfertigkeit einzelne Karten oder ganze Fächer verschwinden lässt, Geldstücke in die Luft wirbelt und minutenlang auf ihre sichere Rückkehr wartet, riesige Spielkarten in kleine Fetzen zerreißt und sie unversehrt wieder auseinanderfaltet, während Hunderte von Karten aus einem Springbrunnen im Hintergrund der Bühne und von der Decke regnen, – dann weiß er wieder: richtig, das war doch vor acht oder zehn Jahren, als die alte Scala noch stand!

„Ja, ich bin viel in der Welt herumgekommen, erzählt Nick Carter, alias Willi Steven, den wir in seiner Garderobe besuchten. „Das Leben oder vielmehr mein Beruf als Artist hat mich 40 Jahre lang durch die Länder geführt. Viele Jahre lebte ich in Rußland, Dänemark, Frankreich, Belgien. Aber gearbeitet habe ich immer am liebsten hier, in der „Scala!“

Während der große Meister der Schwarzen Kunst lebhaft weiter plaudert, ist er ununterbrochen beschäftigt. Sorgfältig legt er die überdimensionalen papiernen Spielkarten in erprobte Kniffe, poliert seinen silbernen Mörser, reibt mit einem Lederlappen spiegelblanke Karten sauber. „Die Karten, mit denen ich meine Tricks ausführe“, sagt er, „müssen vollständig rein und glatt sein, schon der kleinste Schmutzfleck kann störend wirken“. Auch die anderen Karten, die stapelweise auf dem Schminktisch, den Stühlen und Regalen liegen, werden geordnet. „Es ist nur ein Glück, daß ich noch 5 Zentner Spielkarten über den Krieg gerettet habe“, sagt der Mann mit den 100 000 Karten. „Ja, da staunen Sie, aber das ist. noch gar nichts. Früher benötigte ich für 10 Vorstellungen allein einen Zentner, heute kann ich höchstens noch 40 Pfund monatlich gebrauchen, das sind etwa 15 000 bis 18 000 Spielkarten. Ich habe meinen großen Kartenregen leider sehr beschränken müssen. Trotzdem wiegt mein Gepäck immer noch 14 bis 15 Zentner, da ich meine eigene Ausstattung mitführe, unter anderem den großen Vorhang, auf den meine Frau und ich 60 000 Spielkarten aufgenäht haben.“

Inzwischen ist auch Frau Carter – „ohne sie geht's nicht“, versichert der große Magier mit Bestimmtheit – erschienen und füllt die „Regenmaschinen“ und den Springbrunnen. Neugierig sehen wir zu. Überhaupt: dieser Schwarzkünstler tut gar nicht geheimnisvoll. Bereitwillig, wie er auch dem Publikum auf der Bühne plötzlich das Geheimnis einer verschwundenen Karte oder eines raffiniert versteckten Talers entdeckt, läßt er uns „ganz genau“ zusehen. „Was schadet das“, sagt er, „Sie wissen ja sowieso: Geschwindigkeit ist keine Hexerei, und im übrigen“ – er lächelt verschmitzt – „was ich hier aufdecke, sind ja gewissermaßen nur die Anfangsgründe der Schwarzen Kunst. Aber ich glaube, auch die können Sie mir noch nicht nachmachen!“

Nein, selbst beim zwanzigstenmal will es uns nicht glücken, die Karten so geschickt vom Handteller auf den Handrücken zu praktizieren. „Na, vielleicht in 20 Jahren“, tröstet Carter – und dann „wirft er uns raus“. Eine Viertelstunde später steht er wieder auf der Bühne und „bezaubert“ ein atemloses Publikum mit seiner Kunst, die man die „Schwarze“ nennt, und in der er ein unbestrittener Meister ist.“

Quellen

Nachweise

  1. Programmheft Friedrichstadt Palast, Dezember 1947