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Oguz Engin

Aus Zauber-Pedia
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Oguz Engin; Foto: Wittus Witt

Oguz Engin (* 28. September 1969) ist ein türkisch-deutscher Zauberkünstler.

Leben

Oguz Engin ist gebürtiger Türke und lebt seit Jahren in Berlin. Mit seinen eigenwillig dargebotenen Manipulationen – im Stile eines Flamenco-Tänzers – ist er einen neuen Weg in der Zauberkunst gegangen. Er ist ein gern gesehener Künstler in den Varietés Deutschlands. Zusammen mit seiner Ehefrau Anja stellte er 2001 das 2-Stunden-Programm „Rendezvous mit Oguz” zusammen.

Das Programm

August 2000, Berlin, Theater Glaskasten 1. Hälfte 60, 2. Hälfte 45 Minuten

Oguz betritt die Bühne und begrüßt ganz persönlich seine Zuschauer. Er heißt sie zu seinem magischen Rendezvous willkommen und stellt sogleich seine Part­nerin­nen mit den Worten vor: „Sie erleben heute „Musik“ (Özlem betritt die Bühne von der einen Seite) „ … und Erotik“ (Anja kommt von der anderen Seite der Bühne). Er selbst, so sagt er, stellt den roten Faden dar. Während er dies erzählt, ver­schmel­zen in seinen Händen einige rote Bänder zu ei­nem ganzen langen roten Band. Sofort geht es mit einer temporeichen Illu­sions­vorführung weiter. Der Vorhang öffnet sich, Anja betritt ein großes Kabinett, durch das Oguz mehrere, ver­schiedenfarbig leuchtende Licht­röh­ren stößt. Nachdem die letzte Röhre ihren Platz im Kabinett gefunden hat, öffnet es Oguz: Anja ist verschwunden. Natürlich erscheint sie anschließend wieder in dem großen Kasten, sobald die Leucht­stoff­röhren herausgezogen worden sind. Der Vorhang schließt sich. Oguz tritt davor und zeigt eine Plastik­tragetasche, die er „gefunden“ hat. Es befinden sich darin ein Fez und zwei „chinesische Stäbe“. Mit ihnen führt Oguz eine recht lustige und eigenwillige Version der bekannten Stäbe vor. Die Bommeln nennt er dabei „Püs-Güs“. Özlem hat eine wunderbare Stimme und präsentiert eine Eigenkomposition. Schade, daß sie fast unvermittelt auftritt. Ein wenig mehr Anmoderation mit entsprechender Erklärung zum Textinhalt würde diesem Teil sehr gut tun. Denn grundsätzlich ist die Kombination von Zauberei mit Musik eine angenehme Ergänzung. Mit Musik geht es gleich weiter. Und eigentlich folgt nun ein kleiner Höhepunkt der Show, wenn, ja wenn dabei nicht mit einem lebenden Tier gezaubert würde. Zu­sammen mit Anja präsentiert Oguz das Verschwinden und Erscheinen eines Ka­na­rienvogels. Zusätzlich verschwinden noch ein Ei, eine Zitrone und eine große Orange. Das heißt, die Orange soll verschwinden, aber dies gelingt dem Zauberer nicht. Plötz­lich kommt er auf die Idee, die Orange aufzuschneiden, heraus kommt die soeben verschwundene Zitrone. Auch die wird aufgeschnitten. Es befindet sich das Ei darin. Dieses nimmt Oguz und läßt es in dem Vo­gel­käfig zerplatzen, aus dem er den Kana­rien­vogel anfangs genommen hatte. „Heraus“ kommt das verschwundene Vö­gel­chen und flattert im Käfig herum. Insgesamt ist diese Routine, die mich sehr an die Vorführung des großen Richiardi Jr. erinnerte, ganz hervorragend inszeniert. Zu mitreißenden Sam­ba­klängen beginnt Anja mit einem Tanz, um dann den Vogelkäfig auf die Bühne zu bringen. Oguz und Anja sind ein gut eingespieltes Team, und die Vor­führung läuft sehr routiniert ab. Dennoch bedauere ich den kleinen Vogel, der minutenlang un­be­weg­lich in einem Geheimfach liegen muß. Es folgt eine Kartenroutine mit einem Zuschauer. Die gezogene Karte erscheint zum Schluß aus einem aufgemalten Karten­­spiel, das Oguz auf einen großen Malblock ge­zeichnet hatte. Ein weiteres Highlight folgte anschließend: das Geldscheinzählen. Hierzu lud Oguz eine junge Frau und einen Herrn auf die Bühne, die auf genau 11 Dollarnoten achten sollten. Diese 11 Scheine zählte er zunächst dem Herrn auf die Hand. Beim Kontrollieren stellte sich jedoch heraus, daß der Herr nur 9 Schei­ne festhielt. Oguz gab 2 weitere Scheine dazu. Nun wurde die Frau eingespannt, auch sie sollte kontrollieren. Aber wieder stimmte die Anzahl nicht. Es entwickelte sich eine äußerst amüsante Szene, die Oguz meisterhaft beherrschte.

Die letzte Darbietung vor der Pause präsentierte Anja. Sie führte eine Rie­senballon-Nummer vor, bei der sie in den Ballon hineinstieg. Eine Vor­führung, die sehr an die des Kanadiers Michele Lousier anlehnte, jedoch nicht an dessen Qualität herankam. Nach der Pause beginnt Oguz vor der Bühne und in den ersten beiden Reihen mit einer Tuchmanipulation: Ein kleines Tuch erscheint und ver­schwin­det in einer kleinen Tüte, die aus einem Bogen Papier geformt wird. Dies hat den Zuschauern sichtlich Freude bereitet, denn so hautnah haben sie selten ein Zauberkunststück verfolgen können.

Wieder auf der Bühne, zeigt Oguz das Durch­dringen einer großen Nadel durch ei­nen massiven Spiegel. Auch dieses Kunst­stück führt er sehr routiniert vor, wenn auch vielleicht etwas zu langatmig. Von dem bekannten deutschen Illu­sio­nisten und Zauberhistoriker Maldino erhielt Engin die „Sarkophag-Illusion“. Zau­ber­kollegen mögen dies als eine Doublette zur ersten Illusion mit den Leuchtstoffröhren gesehen haben, aber für die Zuschauer war es eine weitere, verblüffende Illusion, die Oguz mit einigen kleinen Details sehr persönlich gestaltete: Auf der Tür des Sarges befand sich eine goldene Maske. Ihre Augen bewegten sich, bzw. leuchteten abwechselnd auf. Nach einem weiteren Lied von Özlem folgte für viele der wirkliche Höhepunkt der Show: Oguz’ gekonnte und preisgekrönte Mani­pu­la­tionsdarbietung mit Bällen und Karten. Er betritt die Bühne mit einem Gitarren­kasten, der ihm als Ablage dient. Die temporeiche, spanisch an­mu­tende Musik versetzt die Zuschauer zusammen mit den ra­santen Ma­ni­pulationen in ungeheuere Be­geisterung. Der Kartenfang zum Schluß ist präzise zur Musik einstudiert und bringt die Zuschauer vollends „aus dem Häuschen“.

Mit fast dem gleichen Tempo und ebenso ausdrucksstarker Musik führt er ab­schlie­ßend zusammen mit Anja die Fluchtkiste vor. Beide sind nun als „Mexikaner“ kostümiert und begeistern aufs neue die Zu­schau­er mit dieser Tempo-Illusion. Ein nichtabreißenwollender Applaus ist die angemessene Belohnung für dieses zauberhafte Rendezvous mit drei jungen, sympathischen Künstlern.

Quellen

Website